Welche Rolle spielt das Arbeitsgedächtnis beim Verstehen von zentraleingebetteten Relativsätzen?

M. Junker, R. Kliegl & K. Oberauer

Universität Potsdam, Innovationskolleg Formale Modelle Kognitiver Komplexität
Karl-Liebknechtstr.24-25, 14476 Golm
E-Mail: mjunker@rz.uni-potsdam.de

Lassen sich Altersunterschiede beim Verstehen grammatikalisch komplexer Sätze auf alterskorrelierte Unterschiede in der Arbeitsgedächtniskapazität zurückführen? Alte Probanden wurden mit jungen Probanden verglichen, die Sätze mit und ohne Arbeitsgedächtnisbelastung (d. h. Merken einer 3-stelligen Zahl) lesen sollten. Es wurden zentraleingebettete Relativsätze Wort für Wort auf dem Bildschirm präsentiert. Die Probanden sollten diese Sätze lesen und zu jedem Satz eine Frage beantworten. Die Komplexität der Sätze wurde mit folgenden 5 Faktoren manipuliert: 1. Ob der Satz mit einem Subjekt oder mit einem Objekt begann 2. Ob der Relativsatz mit einem Subjekt oder mit einem Objekt begann 3. Ob der Relativsatz sich auf das erste oder auf das zweite Nomen des Satzes bezog 4. Ob die Frage sich auf das Subjekt oder ein Objekt des Satzes bezog 5. Ob die Frage sich auf den Hauptsatz oder auf den Relativsatz bezog Alte Probanden waren deutlich schlechter als junge Probanden ohne Zusatzaufgabe. Bei Belastung der Arbeitsgedächtniskapazität junger Probanden durch die Zusatzaufgabe sank deren Akkuratheit auf das Niveau der alten Probanden. Für junge Probanden gab es keine Interaktion zwischen grammatikalischen Faktoren und Arbeitsgedächtnisbelastung. Die jungen Probanden mit Arbeitsgedächtnisbelastung und die alten Probanden zeigten bei einigen grammatikalische Faktoren gleiche Ergebnisse. Bei anderen grammatikalischen Faktoren ergaben sich aber auch neue Interaktionen mit Alter. Die Ergebnisse werden im Zusammenhang mit aktuellen Theorien zum Thema Arbeitsgedächtnis und Sprache (z.B. Just & Carpenter,1992; Caplan & Waters, 1996) diskutiert.

Referat in der Gruppe Sprache II, Dienstag, 30. März 1999, 08:30, HS 17

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