Zielspezifität, Strategien und Motivation

Regina Vollmeyer, Bruce D. Burns & Falko Rheinberg

Institut für Psychologie, Universität Potsdam
Postfach 60 15 53, 14415 Potsdam
E-Mail: vollmeye@rz.uni-potsdam.de

Ein Faktor, der die Leistung beeinflußt ist die Zielspezifität. Häufig wird gefunden (Tubbs, 1986), daß Personen, die ein spezifisches Ziel haben (z. B. "Erreiche 10 Punkte!"), eine bessere Leistung erzielen als Personen mit einem unspezifischen Ziel (z. B. "Gib Dein Bestes!"). Bei schwierigen Denkaufgaben scheint sich dieser Effekt jedoch umzukehren: Mit unspezifischen Zielen wird besser gelernt. Eine Erklärung dafür, daß Zielspezifität auf Leistung wirkt, geben Locke und Latham (1990). Sie nehmen an, daß Motivation ein zentraler Mediator ist. Vollmeyer, Burns und Rheinberg (1998) gehen davon aus, daß motivationale und kognitive Variablen interagieren. Daher untersuchten wir mit Hilfe von Strukturgleichungsmodellen, ob sich durch die Vorgabe eines spezifischen (SZ) oder unspezifischen Ziels (UZ) die Art der Interaktion dieser Variablen unterscheidet.
Bevor die 160 Probanden das komplexe dynamische System biology lab bearbeiteten, wurde der SZ-Gruppe bereits Zielwerte für das System genannt, während die UZ-Gruppe gebeten wurde, soviel wie möglich über die Zusammenhänge des Systems herauszufinden. Beide Gruppen erhielten dann neue Werte.
Wir fanden, daß die SZ-Gruppe weniger Wissen über die Zusammenhänge in dem System erwarb und am Ende der Aufgabenbearbeitung unmotivierter war. Zielspezifität beeinflußte nicht die Eingangsmotivation, jedoch die Interaktion von Strategien und Motivation. Das empirisch gefundene Modell für die SZ-Gruppe zeigte einen starken Effekt der Eingangsmotivation auf alle Variablen des Lernprozesses. Die Strategie, das Ziel durch Ziel-Mittel -Analyse zu erreichen, hatte einen positiven Einfluß auf die Leistung. Für die UZ-Gruppe waren dagegen systematische Strategien und eine günstige Motivation während des Lernens gute Prädiktoren für das Erreichen der Zielwerte.

Referat in der Gruppe Denken und Problemlösen II, Dienstag, 30. März 1999, 16:30, HS 20

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