Interaktionseffekte aus kognitiver und motorischer Belastung bei cerebellär geschädigten Patienten in einer Lernaufgabe

Johannes Drepper, Matthias Maschke, Hans Christoph Diener & Dagmar Timmann

Neurologische Universitätsklinik Essen
Hufelandstr. 55, 45122 Essen
E-Mail: johannes.drepper@uni-essen.de

Die bisherigen Ergebnisse zur kognitiven Beeinträchtigung von Patienten mit einer Schädigung des Kleinhirns sind widersprüchlich. Eine mögliche Ursache dieser uneinheitlichen Datenlage könnten Interaktionseffekte aus motorischer und kognitiver Belastung sein. Bei cerebellär geschädigten Patienten könnten mehr Aufmerksamkeitsressourcen durch die motorische Anforderung (z.B. sprechen, drücken von Tasten, zeigen etc.) gebunden sein als bei gesunden Vergleichsprobanden. Dies könnte im Rahmen eines kapazitätsbeschränkten Modells zu weniger Aufmerksamkeitsressourcen für die kognitive Anforderung und damit scheinbar zu einem kognitiven Defizit führen.
Um derartige Interaktionseffekte nachzuweisen wurde ein an Sternbergs Modell additiver Faktoren angelehntes Experimtaldesign gewählt, daß eine Variation der motorischen wie der kognitiven Beanspruchung enthält. Als kognitive Aufgabe wurde eine einfache assoziative Lernaufgabe gewählt. Da eine Beteiligung des Kleinhirns an einfachen motorischen assoziativen Lernaufgaben als gesichert gelten kann, ermöglicht diese Aufgabe eine Überprüfung der Hypothese, daß das Kleinhirn unabhängig von motorischen Komponenten an assoziativen Lernprozessen beteiligt ist.
Um räumliche und sprachliche Enkodierungsanforderungen zu minimieren, wurden als Lernmaterial Farbpaare aus zwei ähnlichen Farbtönen ausgewählt. Die kognitive Anforderung wurde durch die unterschiedliche Häufigkeit der Darbietung der Farbpaare variiert. Die Antworten der Probanden wurden mit Hilfe einer Reaktionszeittastatur erhoben, wobei verschiedene motorische Schwierigkeitsgrade durch unterschiedlich häufiges drücken der Antworttasten realisiert wurden.
Zusätzlich wurden standardisierte diagnostische Verfahren zur Einschätzung der Intelligenz-, Aufmerksamkeits- und Gedächtnisleistungen der Probanden eingesetzt.
Erste Ergebnisse von Patienten mit isolierter Schädigung des Kleinhirns und gesunden Kontrollprobanden werden vorgestellt und vor dem Hintergrund der aktuellen Auseinandersetzung um die Bedeutung des Kleinhirns für kognitive Prozesse diskutiert.

Poster in der Gruppe Aktuelle Forschungsergebnisse, Montag, 29. März 1999, 17:00-19:00, Foyer 2. Stock

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