Um Sprache fluessig zu produzieren, muessen Sprecher konzeptuelle und linguistische Planungsprozesse und die Artikulation von Aeusserungen zeitlich straff koordinieren. Augenbewegungen von Sprechern wurden waehrend der Beschreibung von Zeichnungen registriert, um zu untersuchen, wie diese zeitliche Koordination von Sprachplanung und -ausfuehrung funktioniert. Eine Grundannahme dabei ist, dass Augenbewegungen Verschiebungen des Zentrums der bewussten Aufmerksamheit indizieren. Ergebnisse frueherer Experimente zeigten, dass Betrachtungszeiten fuer Objekte von der Zeit, die fuer die linguistische Verarbeitung des Objektnamens benoetigt wurde, abhingen.
In neuen Experimenten wurde untersucht, wie Augenbewegung und Sprachproduktion koordiniert werden, wenn Sprecher Objekte mit Nomen oder Pronomen benennen. Im ersten Experiment wurden die Sprecher instruiert, Objekte entweder mit Nomen oder mit Pronomen zu benennen ("der Ball ist neben dem Tisch" vs. "er ist neben dem Tisch"); im zweiten Experiment sollten Sprecher Szenen beschreiben, wobei sie den Aeusserungstyp (Nominalphrase oder Pronomen: "der Mann / er wirft den Ball") selbst waehlen konnten.
In beiden Experimenten waren die Betrachtungszeiten bei der Produktion von Pronomen kuerzer als bei der Produktion von Nominalphrasen. Da angenommen werden kann, dass die Plannung von Pronomen weniger Zeit in Anspruch nimmt als die Plannung von Nominalphrasen, kann die fruehere Schlussfolgerung gestuetzt werden, dass sich konzeptuelle und linguistische Prozesse in Augenbewegungen widerspiegeln. Dies trifft auch dann zu, wenn Sprecher die Freiheit haben, den Aeusserungstypus selbst zu bestimmen.
Referat in der Gruppe Sprache I, Montag, 29. März 1999, 11:30, HS 17
