Zur Funktionsanalyse exekutiver Kontrolle: Effekte überlappender Reiz-Reaktions-Zuordnungen und persistierender Intentionsaktivierung auf das Wechseln zwischen Aufgaben

Thomas Goschke

Fachbereich Psychologie, Universität Osnabrück
Seminarstr. 20., 49069 Osnabrück
E-Mail: goschke@luce.psycho.uni-osnabrueck.de

Das Wechseln zwischen "task-sets" ist im Vergleich zur wiederholten Ausführung einer Aufgabe häufig mit Reaktionszeitkosten verbunden. Diese "Wechselkosten" sind zum einen als Manifestation exekutiver Prozesse interpretiert worden, mit denen das kognitive System für eine neue Aufgabe umkonfiguriert wird; zum anderen sind sie auf die nicht vollständige Desaktivierung des zuvor ausgeführten "task-set" und die dadurch ausgelöste Interferenz zwischen konkurierenden Intentionen zurückgeführt worden.
Um den funktionalen Ort der Wechselkosten weiter einzugrenzen, wurden Experimente durchgeführt, in denen den Vpn zweidimensionale Reize (z.B. farbige Buchstaben) dargeboten wurden und vor jedem Reiz ein Aufgaben-Cue anzeigte, auf welche der beiden Reizdimensionen zu antworten war. In Wiederholungstrials hatten die Probanden auf die gleiche Reizdimension zu antworten wie im Trial zuvor, in Wechseltrials mußten sie von einer auf die andere Reizdimension wechseln. Eine kritische Manipulation bestand darin, daß beiden Reizdimensionen entweder die gleichen Reaktionen (z.B. zwei Tasten) oder unterschiedliche (z.B. manuelle und vokale) Reaktionen zugeordnet waren. Ferner wurde das Zeitintervall zwischen letzter Reaktion und Aufgaben-Cue und zwischen Aufgaben-Cue und imperativem Reiz variiert.
Die Ergebnisse zeigen, (1) daß Wechselkosten bei überlappenden Reiz-Reaktions-Zuordnungen deutlich größer ausfallen; (2) daß Wechselkosten vollständig zum Verschwinden gebracht werden können, wenn jegliche Überlappung der Reiz-Reaktions-Zuordnungen beseitigt wird; (3) daß ein Teil der Wechselkosten in der Überlappungsbedingung auf die persistierende Aktivierung der zuvor ausgeführten Aufgabe und die Hemmung der zuvor irrelevanten Reizdimension zurückgeführt werden kann. Die Ergebnisse werden auf dem Hintergrund eines Modells diskutiert, in dem Wechselkosten auf eine Reihe separierbarer exekutiver Teilprozesse zurückgeführt werden.

Referat in der Gruppe Exekutive Funktionen, Dienstag, 30. März 1999, 16:00, HS 16

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