Der Einfluß von irrelevanten Reizpositionen auf die zentrale motorische Vorbereitung

Stefan Christ, Michael Falkenstein, Herbert Heuer & Joachim Hohnsbein

Institut für Arbeitsphysiologie an der Universität Dortmund
Ardeystraße 67, 44139 Dortmund
E-Mail: christ@arb-phys.uni-dortmund.de

Eine Reihe von Experimenten zur Reiz-Reaktions-Kompatibilität (SRC) (z.B. Simon-Aufgabe) zeigen einen zweiphasigen Verlauf des Lateralisierten Bereitschaftspotentials (LBP, LRP), einer aus dem EEG berechneten Größe, die als Maß für die zentrale motorische Vorbereitung einer Reaktionsseite (i.d.R. rechte oder linke Hand) gilt. Der frühe LRP-Anteil (eLRP) zeigt in Abhängigkeit von der SRC (kompatibel vs. inkompatibel) unterschiedliche Polarität. Das eLRP unter kompatiblen Bedingungen zeigt die Vorbereitung der richtigen Reaktion und das eLRP bei inkompatiblen Anordnungen die Vorbereitung der falschen. Fraglich bleibt jedoch, was die auslösenden Faktoren dieser frühen motorischen Vorbereitung sind.
In einer SIMON-Aufgabe mit vertikaler Ausrichtung der Reize und der Reaktionstasten präsentierten wir den Versuchspersonen farbige Quadrate 1,6° oberhalb oder unterhalb eines Fixationspunktes. Die Farbe (relevantes Reizmerkmal) bestimmte die zu drückende Taste. Die Position des Reizes (irrelevantes Reizmerkmal) war für die Versuchspersonen ohne Bedeutung. Neben der Kompatibilität variierten wir die Reiz-Onset-Asynchronizität (SOA), indem die aufgabenirrelvante Reizposition (weißes Quadrat) 0, 50, 100, 200 oder 300 ms vor der aufgabenrelevanten Reizfarbe präsentiert wurde. SOA 0 bedeutet die sofortige Darbietung eines farbigen Quadrates. Beide Faktoren wurden im Block variiert. Während der Ausführung der Aufgabe wurde kontinuierlich das EEG der Versuchspersonen zur späteren Bestimmung des LRPs aufgezeichnet.
Das LRP zeigt unabhängig von der Variation des SOA eine frühe Auslenkung nach der Präsentation der irrelevanten Positionsinformation. Die Richtung der Auslenkung unterscheidet sich in Abhängigkeit von der Ausprägung des Faktors SRC wie oben beschrieben. Die Ergebnisse sprechen für eine frühe zentrale motorische Vorbereitung einer Reaktionsseite, ausgelöst durch die Darbietung eines aus der Mitte verschobenen Reizes, unabhängig von der Bedeutung des Reizes für die Aufgabe.

Poster in der Gruppe Wahrnehmung und Aufmerksamkeit II, Mittwoch, 31. März 1999, 17:00-19:00, Foyer 2. Stock

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