Selbstkonzept und Devianz im Kindes- und Jugendalter

Alexandra Marx & Urs Fuhrer

Institut für Psychologie, Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg
Lennéstr. 6, 39104 Magdeburg
E-Mail: Alexandra.Marx@Student.Uni-Magdeburg.DE

Die Bedeutung von Selbstkonzeptvariablen für die Ausprägung devianter Verhaltensweisen wird in der Literatur kontrovers diskutiert. Während einige Autoren von einem negativen Zusammenhang ausgehen, der für eine „Selbstverbesserungs-Hypothese“ durch deviante Verhaltensweisen spricht, gehen andere Autoren von einem positiven Zusammenhang und einem Zustandekommen dieser Verhaltensweisen durch ungünstige externale Stimuli aus.
Um diesen Zusammenhang zu untersuchen, wurden 534 acht- bis vierzehnjährige Kinder und Jugendliche einer Magdeburger Plattenbausiedlung mit Hilfe standardisierter und zum Teil selbst entwickelter Erhebungsinstrumente befragt. Die abhängige Variable Devianz wurde mit Hilfe der Youth Self-Report Form der Child Behavior Checklist (Deutsche Fassung, Lösel, Bliesener & Köferl, 1991) untersucht.
In einem komplexen regressionsanalytischen Modell wurden in einem ersten Schritt soziodemographische, familiäre und peergruppenbezogene Kontrollvariablen und in einem zweiten Schritt die Selbstkonzeptvariablen globaler Selbstwert, kognitive Kompetenz, Aussehen, Sportkompetenz, Peerakzeptanz, Emotions- und Handlungskontrolle einbezogen. Bis auf die Variablen Sportkompetenz und Peerakzeptanz fanden sich negative Korrelationen zwischen den Selbstkonzeptvariablen und den devianten Verhaltensweisen. Das Modell klärte insgesamt 28 % (R2) der Gesamtvarianz an devianten Verhaltensweisen auf, wobei die Selbstkonzeptvariablen und die übrigen Variablen zu gleichen Anteilen in das Modell eingingen. Unter den Selbstkonzeptvariablen hatte die Emotionskontrolle den höchsten prädiktiven Wert.
Das Gesamtmodell unterstreicht die zentrale Stellung der Selbstkonzeptvariablen für deviante Verhaltenswesen in der frühen Adoleszenz und bestätigt die Hypothese, daß ein geringeres bereichsspezifisches und globales Selbstkonzept mit einer Häufung devianter Verhaltensweisen bei Kindern und Jugendlichen einhergeht. Besondere Bedeutung kommt dabei der Emotionskontrolle zu.

Poster in der Gruppe Entwicklung, Mittwoch, 31. März 1999, 17:00-19:00, Foyer 2. Stock

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