Unter Intuition wird die Fähigkeit verstanden, Entscheidungen oder Urteile über Reizaspekte oder Zusammenhänge zu fällen, ohne sich der Grundlage der Urteile bewußt zu sein oder diese explizieren zu können. Mittels einer semantischen Beurteilungsaufgabe wurde untersucht, ob diese Fähigkeit von positiver oder negativer Stimmung beeinflußt wird. Den Versuchspersonen wurden Wort-Triaden dargeboten. Die Hälfte der Triaden waren kohärent, d.h. alle drei Worte waren schwach mit einem vierten Wort (dem Lösungswort) assoziiert. Die andere Hälfte der Triaden war inkohärent, d.h. es gab kein gemeinsames assoziiertes Wort. Die drei Worte einer Triade waren untereinander nicht assoziiert. Die Versuchspersonen sollten die Triaden als kohärent oder inkohärent kategorisieren und ein Lösungswort nennen. Die Befunde zeigten, daß auch solche Worttriaden überzufällig korrekt kategorisiert wurden, bei denen die Versuchspersonen nicht auf das korrekte Lösungswort (oder ein Synonym) kamen. Dieser Effekt trat insbesondere bei Personen auf, die zuvor mittels einer Imaginationsaufgabe in positive Stimmung versetzt worden waren, während Personen unter negativer Stimmung nicht in der Lage waren, kohärente und inkohärente Triaden zu diskriminieren. Die Befunde werden damit erklärt, daß jedes Wort einer Triade eine Vielzahl semantischer Assoziationen aktiviert, aber nur die Worte einer kohärenten Triade auf ein gemeinsames assoziiertes Wort konvergieren. Auch wenn das Lösungswort nicht bewußt wird, führt diese Summation von Aktivierung offenbar zu einer intuitiven Währnehmung von semantischer Kohärenz, die sich in überzufällig häufig korrekten Kategorisierungen manifestiert. Während positive Stimmung diesen Effekt fördert, werden unter negativer Stimmung entfernte oder schwache Assoziationen gehemmt, was die intuitive Kohärenzwahrnehmung verhindert.
Referat in der Gruppe Emotion, Dienstag, 30. März 1999, 11:00, HS 22
