Wärend sich manche Wahrscheinlichkeiten genau spezifizieren lassen (etwa der Ausgang "Zahl" bei einem Münzwurf) ist dies bei vielen anderen nicht der Fall (so die Chance, daß die deutsche Nationalelf ihr nächstes Spiel gewinnt). Letztere Wahrscheinlichkeiten werden als ambig bezeichnet. In zwei Experimenten wurde untersucht, inwieweit Ambiguität dazu führt, daß sich Entscheidungen unter Unsicherheit in unterschiedlich starker Weise an der Wahrscheinlichkeits- bzw. Wertkomponente der Handlungsoptionen orientieren. Da Ambiguität einen Informationsverlust bedeutet, erscheint es plausibel, daß sich Entscheidungen in diesem Fall stärker an die Wertkomponente anlehnen (Informationsverlust-Hypothese). Mit der Venture-Theory (Hogarth & Einhorn, 1990), die Entscheidungen unter Ambiguität formalisiert, ist hingegen kein Einfluß der Ambiguität zu erwarten.
In einem 4x2 within-Design sollten Vpn Gruppen von jeweils 6 Lotterien gemäß ihrer Attraktivität in eine Rangreihe bringen. Die UV "Ambiguität" wurde dabei vierfach gestuft, indem unterschiedlich große Flächen der Glücksräder, welche die Gewinnwahrscheinlichkeit der Lotterien darstellten, verdeckt wurden. Zweiter Faktor war, ob die Lotterien Gewinne oder Verluste nach sich zogen. AV sind die Schätzer für die Entscheidungsgewichte (Tversky, Sattath & Slovic, 1988) jeder Vp unter jeder Bedingung. Die Vpn wurden leistungsbezogen vergütet.
Im Gewinnbereich orientieren sich Enscheidungen erwartungskonträr mit zunehmender Ambiguität stärker an der Wahrscheinlichkeitskomponente - im Verlustbereich ist kein Einfluß der Ambiguität erkennbar.
Der Befund steht sowohl im Widerspruch zur Informationsverlust-Hypothese als auch im Widerspruch zur Venture-Theory. Es bleibt zu prüfen, ob der Befund an die hier gewählte Operationalisierung von Ambiguität gebunden ist.
Referat in der Gruppe Denken und Problemlösen II, Dienstag, 30. März 1999, 15:00, HS 20
