Die Modellbildung zum kognitiven Prozess der Sprachproduktion wird derzeit von der Konkurrenz zweier alternativer Ansaetze gepraegt, dem modular-seriellen Ansatz (Levelt 1989; Bock & Levelt 1994) und dem interaktiv-konnektionistischen Ansatz (Dell 1986; Schade 1995). Die beiden Modellklassen unterscheiden sich insbesondere im Hinblick auf den zeitlichen Ablauf lexikalischer Zugriffsprozesse in ihren Annahmen und Vorhersagen. Der modular-serielle Ansatz postuliert einen zweistufigen Zugriff: Waehrend der ersten Stufe wird aufgrund semantischer und syntaktischer Information ein Lemma selegiert. Allein dieses ausgewaehlte Lemma wird dann waehrend der zweiten Stufe phonologisch kodiert. Im Gegensatz dazu steht die interaktive Auffassung, die auch phonologische Einfluesse auf die Lemmaselektion erwarten laesst.
Versprecherdaten deuten auf eine Interaktion zwischen der semantischen und der phonologischen Verarbeitung hin, wohingegen Schriefers, Meyer & Levelt (1990) mit der Hilfe von sogenannten "Bild-Wort-Interferenzexperimenten" Evidenz fuer ein Zweistufenmodell finden konnten. Diese Ergebnisse sind unter bestimmten Zusatzannahmen aber auch in einem interaktiven Ansatz erklaerbar und umfassen keine Stoerwoerter in der Art der Versprecher, die auf eine interaktive Verarbeitung hindeuten.
Unsere Experimente nutzen das Paradigma der Bild-Wort-Interferenzen, ersetzen aber zum Teil die Stoerwoerter durch Pseudowoerter, die als Kontaminationen aus dem Zielwort und einem Ko-Hyponym gebildet wurden (z.B. "Schraugel" als Kontamination aus "Nagel" und "Schraube"). Derartige Kontamination entsprechen den kritischen Versprechern. Die Resultate dieser Experimente sind als Evidenz fuer eine interaktive Verarbeitung zu deuten.
Referat in der Gruppe Sprache II, Dienstag, 30. März 1999, 09:00, HS 17
