Ausgehend vom Response-Priming-Paradigma von Vorberg, Mattler, Heinecke, Schmidt und Schwarzbach (in Vorb.) zeigt dieses Experiment den Zeitverlauf motorischer Aktivierung durch isoluminante maskierte Primes. Versuchspersonen (Vpn) sahen gleichzeitig einen roten und einen gruenen Punkt, die durch einen roten und einen gruenen Ring an den gleichen Bildschirmpositionen metakontrast-maskiert wurden. Sie reagierten entweder moeglichst schnell auf den Ring (die Maske) oder ohne Zeitdruck auf den maskierten Punkt (den Prime) mit der vereinbarten Farbe. Die räumliche Anordnung der Primes relativ zu den Masken konnte konsistent oder inkonsistent sein, d.h. die Reaktion auf den Prime konnte eine Zeigebewegung zur gleichen oder entgegengesetzten Bildschirmposition erfordern. Die Zeigereaktionen auf die Masken wurden durch die Primes systematisch beeinflusst: Inkonsistente Primes lenkten die Zeigebewegung zunaechst in die falsche Richtung, bevor sie durch den Einfluss der Maske wieder auf den korrekten Kurs gebracht wurde. Das Ausmass dieser Ablenkung hing nur von der Stimulus-Onset-Asynchronie zwischen Prime und Maske ab; andere kinematische und kinetische Parameter blieben weitgehend konstant. Eine Betrachtung der Reaktionszeitverteilungen legt nahe, dass die Ablenkung der Zeigebewegungen durch einen kontinuierlichen Fluss von visueller Farbinformation zum Motorcortex gesteuert wird, der durch die eindeutige Abbildung von Reizen auf Reaktionen ermoeglicht wird. Da zumindest bei einigen Vpn qualitative Dissoziationen zwischen indirekter Aktivierung und direkter Identifizierbarkeit des Primes auftreten, falsifizieren die Daten eine einfache Variante des Bewusstseinsmodells von Milner und Goodale (1995).
Referat in der Gruppe Wahrnehmung und Psychophysik, Dienstag, 30. März 1999, 11:00, HS 21
