Die Äußerung verbotener Gedanken eliminiert paradoxe Effekte von Verboten: Eine Zielaktivierungs-Perspektive der Gedankenunterdrückung

Jens Förster & Nira Liberman

Lehstuhl für Psychologie II, Universität Würzburg und Columbia University, New York/U.S.A
Röntgenring 10, 97070 Würzburg
E-Mail: foerster@psychologie.uni-wuerzburg.de

Unterdrücken Versuchspersonen Gedanken, so führt dies zu sog. "Rebound"-Phänomenen, d.h. die Verfügbarkeit verbotener Gedanken ist nach der Unterdrückung größer als nach freiem Ausdruck der Gedanken. Das prominenteste Modell zur Gedankenunterdrückung von Daniel Wegner (z.B. 1994) beschreibt einen ironischen Monitor, der, während er verbotene Gedanken unterdrückt, sie gleichzeitig in besonderem Maße aktiviert. Trifft dieses Modell zu, so sollte jede zusätzliche Aktivierung der Gedanken, wie bspw. deren Ausdruck nach Unterdrückung, ihre Verfügbarkeit erhöhen. In zwei Experimenten jedoch war dies nicht der Fall. Probanden, die bei der Beschreibung von farbigen Gemälden keine Farben verwenden durften, zeigten in einem Wortstammergänzungstest eine höhere Verfügbarkeit von Farbwörtern als Probanden, denen dieses Verbot nicht auferlegt wurde. Wurden jedoch einige Probanden nach der Unterdrückung aufgefordert, ein weiteres Gemälde unter Zuhilfenahme vieler Farbwörter zu beschreiben, sank die Verfügbarkeit von Farbwörtern im Wortstammergänzungstest. In einem weiteren Experiment konnte dieser Zeigarnik-Effekt des Ausdrucks nach Unterdrückung repliziert werden. Versuchspersonen, die eine afro-amerikanische Personen beschreiben sollten, zeigten stärkere Verfügbarkeit stereotyper Informationen (i.e. Aggression) im Donald-Paradigma, wenn sie dazu aufgefordert wurden, keine rassistische Beschreibung zu liefern, als wenn diese Instruktion nicht gegeben wurden. Wurden jedoch einige Probanden nach Unterdrückung gebeten, ihren rassistischen Überzeugungen in einer weiteren Beschreibung freien Lauf zu lassen, sank die Verfügbarkeit von stereotypen Gedanken. Diese Ergebnisse werden auf dem Hintergrund eines neuen Ziel-Aktivierungs-Modells zur Gedankenunterdrückung diskutiert, dessen Grundannahmen a) ein Schlußfolgerungsprozeß auf der Basis der selbst beobachteten Schwierigkeit, Gedanken zu unterdrücken und b) eine Motivation, das durch das Verbot aktivierte Gegen-Ziel (das Verbotene zu denken) zu erreichen, sind.

Beitrag zum Symposium Motivationale Einflüße auf die Informationsverarbeitung: The Motivation-Cognition Interface, Donnerstag, 1. April 1999, 09:00-12:00, HS 20

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