Läßt sich serielles Lernen auf Positionslernen zurückführen?

Dieter Nattkemper

Institut für Psychologie der HUB
Oranienburger Staße 18, D-10178 Berlin
E-Mail: dieter.nattkemper@psychologie.hu-berlin.de

Serielle Reaktionsaufgaben verlangen von der Vp, auf eine Sequenz von Reizen hin eine Sequenz von Reaktionen auszuführen. Folgt die Sequenz der Reize/Reaktionen bestimmten Regularitäten, findet man regelmäßig, daß die Reaktionszeiten im Vergleich zu zufälligen Sequenzen abnehmen. Dies bedeutet offensichtlich, daß Vpn etwas über die Strukturen in den Ereignissequenzen lernen.
In jüngster Zeit mehren sich die Hinweise, daß die beteiligten Lernprozesse wesentlich auf Strukturen in der Sequenz der Reaktionen basieren. Was genau die kritischen Aspekte der aufeinanderfolgenden Reaktionen sind, deren Sequenz gelernt wird, ist weitgehend unklar. Gelegentlich wird vermutet, daß gelernt wird, an welchen Orten nacheinander bestimmte Operationen (Tastendrücke) auszuführen sind (Positionslernen). Ob diese Vermutung plausibel ist, kann im Prinzip in Experimenten geprüft werden, in denen die geforderten Reaktionen nicht wie üblich eine ausgeprägte räumliche Charakteristik besitzen sondern in dieser Hinsicht indifferent sind. Wenn dann unter solchen Bedingungen Sequenzlernen nachgewiesen werden kann, kann Positionslernen weitgehend ausgeschlossen werden.
Diese Idee wurde in zwei Experimenten mit einer seriellen Wahlreaktionsaufgabe realisiert. In Experiment 1 hatten die Vpn je nach der Identität der Stimuli mit ein und derselben Taste unterschiedlich viele Töne (0 - 3) zu produzieren. In Experiment 2 wurden statt individuierbarer externer Reaktionen mit Tasten interne Reaktionen verlangt (mentale Addition). Die Ergebnisse waren eindeutig: In beiden Experimenten konnte Sequenzlernen nachgewiesen werden. Dies bedeutet offensichtlich, daß Positionslernen keineswegs kritisch für Sequenzlernen ist.

Referat in der Gruppe Implizites Lernen, Montag, 29. März 1999, 14:30, HS 16

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