Die mentale Repräsentation von Routenwissen: Der Zusammenhang von Entscheidungspunkten und Richtungseffekt

Gabriele Janzen

Universität Mannheim
L13,15, Zi. 319, 320; 68131 Mannheim
E-Mail: janzen@psychologie.uni-mannheim.de

Zahlreiche Befunde beim Erwerb von Routenwissen zeigen, daß Gegenstände, z.B. Gebäude, das Finden eines Weges erleichtern. Solche Wegmarken sind dann am hilfreichsten, wenn sie sich an einer Kreuzung oder einer Weggabelung, befinden. Diese auch Entscheidungspunkte genannten Objekte werden besser erinnert als solche, die nicht mit einer Entscheidung verbunden sind. Ein weiteres Kennzeichen räumlicher Repräsentation ist, daß Menschen Gegenstände, die in der Erwerbsrichtung einer Route einander folgen, schneller erinnern als Gegenstände, die in Gegenrichtung der kennengelernten Route dargeboten werden. Dieser Richtungseffekt zeigt, daß die Reihenfolge des Wissenserwerbs in der mentalen Repräsentation der räumlichen Anordnung mitkodiert ist.
In 4 Experimenten (120 Vpn) wurden mit dem Paradigma des räumlichen Primings folgende Fragen untersucht: Besteht ein Zusammenhang zwischen der Mitkodierung der Erwerbsrichtung, also dem Richtungseffekt, und der Repräsentation von Entscheidungspunkten? Nehmen Entscheidungspunkte in der mentalen Repräsentation einer räumlichen Anordnung eine besondere Stellung im Vergleich zu anderen Objekten ein? Weiterhin wurde untersucht, welche Rolle die Reihenfolge, in der entscheidungsbezogene und nicht entscheidungsbezogene Gegenstände wahrgenommen werden, für die räumliche Repräsentation spielt.
Die Ergebnisse zeigen zum einen, daß sich ein Richtungseffekt nur bei entscheidungsbezogenen Wegmarken evozieren läßt. Zum anderen wurden generell schnellere Reaktionszeiten für Objekte an Entscheidungspunkten beobachtet. Durch die Wahrnehmungsreihenfolge dieser Objekte alleine, lassen sich aber keine Priming-Effekte evozieren. Der Ort eines Objektes, d.h. ob eine Wegmarke mit einer Entscheidung verknüpft ist oder nicht, spielt also nicht nur für die bessere Erinnerungsleistung von Objekten eine entscheidende Rolle. Auch die Mitkodierung der Erwerbsrichtung in der räumlichen mentalen Repräsentation erfolgt je nach Ort unterschiedlich.

Referat in der Gruppe Raumkognition, Dienstag, 30. März 1999, 14:30, HS 15

Zur Programmübersicht

Zur Liste der Postergruppen, Referategruppen und Symposien

Zurück zur Teap '99-Homepage