Raumbeschreibung und Raumstruktur: Der Einfluß der Erwerbsreihenfolge auf die sprachliche Linearisierung

Steffi Katz

Universität Mannheim
L 13,15, Universität Mannheim, 68131 Mannheim
E-Mail: katz@psychologie.uni-mannheim.de

Das bekannte Linearisierungsproblem beim Sprechen stellt sich insbesondere beim Sprechen über räumliche Anordnungen. Vor allem bei Raumbeschreibungen steht man vor der Aufgabe, das Nebeneinander der Dinge im Raum in ein Nacheinander beim Sprechen bringen zu müssen. Zur Lösung dieses Problems bedient sich der Mensch unterschiedlicher Strategien, um den mit der Sprechplanung verbundenen kognitiven Aufwand zu reduzieren.
Neben Aspekten des Materials und des Sprachproduktionsprozesses (Levelt, 1989) spielen dabei auch Aspekte der eigenen Erfahrung, des eigenen Wissenserwerbs eine Rolle. Der Einfluß der Wissensgenese (Geneseeffekt) hat sich in einer ganzen Reihe von Untersuchungen als äußerst stabil erwiesen (vgl. z.B. Buhl, Katz, Schweizer & Herrmann i. Dr.).
In 6 Experimenten (220 Vpn) wurden Determinanten des Geneseeffekts untersucht. Versuchspersonen gingen selbst durch eine aus 12 Objekten bestehende Anordnung, der Schwierigkeitsgrad der Erwerbsreihenfolge wurde dabei variiert (einfach vs. kompliziert). Die Referenzbereiche der einzelnen Experimente wurden so gestaltet, daß sich neben Linearisierungen nach der Wissensgenese auch andere attraktive Linearisierungsmöglichkeiten anboten, wie etwa Clusterbildung nach semantischen Attributen oder Zeilen-/ Spaltenbildung bei der Beschreibung einer Anordnung, deren Bestandteile nach Gestaltkriterien organisiert werden können.
Die Ergebnisse zeigen einen deutlichen Einfluß der Erwerbsreihenfolge. Folgt die über die Erwerbsreihenfolge vermittelte sequentielle Information einem ,einfachen Weg", so folgt auch die anschließende Linearisierung überzufällig häufig der Erwerbsreihenfolge. Über einen komplizierten Weg vermittelte sequentielle Information wird dagegen nicht in signifikantem Ausmaß zur Linearisierung genutzt. Unter dieser Bedingung treten eher andere Linearisierungsstrategien bzw. Linearisierungen ohne eindeutige Strategie auf.

Referat in der Gruppe Raumkognition, Dienstag, 30. März 1999, 16:00, HS 15

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