Priming für neue Assoziationen bei Kindern: Wann treten Altersdifferenzen auf?

Almut Hupbach & Silvia Mecklenbräuker

Fachbereich I - Psychologie der Universität Trier
54286 Trier
E-Mail: hupbach@cogpsy.uni-trier.de

Die Entwicklung impliziter Gedächtnisphänomene wurde bisher fast ausschließlich mithilfe wahrnehmungsnaher, sog. perzeptueller Verfahren untersucht. Die Ergebnisse sprechen für eine Altersinvarianz impliziter Effekte. Diese generelle Schlußfolgerung wird durch neuere Studien, die konzeptuelle Verfahren verwenden, zunehmend in Frage gestellt. Im vorliegenden Experiment wurden der Beitrag perzeptueller und konzeptueller Prozesse simultan mit einer Aufgabe erfaßt, die den Erwerb neuer Assoziationen anzeigt.
Kindergarten- und Schulkindern wurden in der Lernphase präexperimentell nicht assoziierte Bildpaare präsentiert. Jeweils die Hälfte der Kinder hörte einen Satz, der die Bilder miteinander verknüpfte oder sollte selbst einen verknüpfenden Satz bilden. In der impliziten Testphase mußten Fragmente von aus der Lernphase wiederholten und neuen Bildern so schnell wie möglich erkannt werden. Ein impliziter Effekt (Priming) ist dann nachgewiesen, wenn alte Bilder eher erkannt werden als neue Bilder. Entscheidend ist nun, daß die Bildfragmentaufgabe bei alten Bildern entweder im Kontext des zuvor mit diesem Bild verknüpften Bildes (alt-gleich) oder aber mit einem anderen Bild (alt-geändert) vorgenommen wurde. Ist im gleichen Kontext ein stärkerer Priming-Effekt zu beobachten als im geänderten, zeigt dies den Erwerb neuer Assoziationen an. Stark vereinfacht kann der "kontextunabhängige" Priming-Effekt (Vergleich alt-geändert mit neu) als perzeptuelle Nachwirkung und der "kontextabhängige" Priming-Effekt (Vergleich alt-gleicher mit alt-geändertem Kontext) als konzeptuelle Nachwirkung beschrieben werden. Während perzeptuelle Prozesse altersstabil bleiben sollten, erwarteten wir beim Erwerb neuer Assoziationen alterskorrelierte Verbesserungen unter der Bedingung "Satz bilden", da ältere Kinder über bessere Elaborationsmöglichkeiten verfügen sollten als jüngere.
Die Ergebnisse entsprechen den Erwartungen und zeigen, daß bei impliziten Behaltensprüfungen Alterseffekte in Abhängigkeit von den geforderten Prozessen eintreten.

Referat in der Gruppe Gedächtnis II, Mittwoch, 31. März 1999, 09:30, HS 16

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