'Virtual Reality' und 'Artificial Behavior': Chancen und Herausforderungen für die Psychologie

Gary Bente & Jens-Uwe Buschmann

Psychologisches Institut, Universität zu Köln
Bernhard-Feilchenfeldstr. 11, 50969 Köln
E-Mail: bente@uni-koeln.de

Der Beitrag beschäftigt sich vor dem Hintergrund medienpsychologischer Modellvorstellungen zur emotionalen Involvierung und parasozialen Interaktion mit der Frage, inwieweit die Wahrnehmung computergenerierten nonverbalen Verhaltens im Rahmen sog. "virtueller Realitäten" zu sozio- emotionalen Effekten führt, die solchen bei der Beobachtung von Realverhalten vergleichbar sind. Es wird eine Computer- Simulationsplattform vorgestellt, die es ermöglicht, ausgehend von Transkripten realer Interaktionen, 3D-Animationen nonverbaler Kommunikationsprozesse zu erstellen. Auf Eingabeseite werden sogenannte Positionszeitreihen menschlichen Bewegungsverhaltens verwendet, die nach den Prinzipien des 'Berner Notationsystems' generiert wurden. Ausgabeseitig wird ein professionelles Animationstool (SoftImage 3D) eingesetzt. Die Übersetzung von der phänotypischen Beschreibungssprache in die Raumgeometrie des Animationsprogramms wird von einem speziell entwickelten Programm übernommen. Phänotypische Kodes sowie metrische Ausgabedaten können hierbei frei editiert werden, wobei ein digitales Videofenster den Abgleich mit dem Original ermöglicht und ein Animationsfenster die unmittelbaren Effekte in der Computersimulation zeigt. Mithilfe dieses Programms lassen sich Erscheinungsbild und Verhalten videographierter Interaktionspartner frei kombinieren, wobei gleichzeitig eine uneingeschränkte experimentelle Variation beliebiger Verhaltensaspekte möglich ist. Inwieweit die hier bereitgestellte Medientechnik tatsächlich zur experimentellen Analyse interpersonaler Wirkungsmechanismen geeignet ist, hängt grundlegend vom Nachweis vergleichbarer kognitiver und emotionaler Wirkungen bei der Präsentation von Realverhalten und computersimuliertem Verhalten ab. Ein entsprechendes Validierungsexperiment wird vorgestellt, in dem Videoaufzeichungen von Interaktionen mit unterschiedlich elaborierten Computeranimationen (wireframe vs. shaded Modus) verglichen werden. Erste Ergebnisse sprechen für den Einsatz dieser Technik, wobei die Qualität der Animation einen kritischen Parameter darstellt. Implikationen für die Grundlagenforschung sowie für die Entwicklung sogenannter anthropomorpher User-Interfaces und die Implementierung virtueller Stellvertreter in der computervermittelten Kommunikation werden diskutiert.

Beitrag zum Symposium Medienpsychologie, Donnerstag, 1. April 1999, 08:30-12:00, HS 16

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