Die Rolle der Spielfilmempfehlungen in Programmzeitschriften für die Filmauswahl der Fernsehzuschauer

Uwe Hasebrink & Hannah Bube

Hans-Bredow-Institut für Medienforschung an der Universität Hamburg
Heimhuder Str. 21, 20148 Hamburg
E-Mail: u.hasebrink@mail.hbi.uni-hamburg.de

Medienpsychologische Studien zum Auswahlverhalten untersuchen dieses meist in Abhängigkeit von gesuchten Gratifikationen, von situationsübergreifenden Präferenzen für Genres und Inhalte oder von Stimmungen. Seltener wird gefragt, inwieweit die Nutzer über die zur Wahl stehenden Alternativen überhaupt informiert sind und welche Rolle bei der Auswahl explizite Empfehlungen von Dritten spielen. Wir untersuchten die Frage, wie die Spielfilmempfehlungen in Programmzeitschriften mit dem Auswahlverhalten der Fernsehzuschauer zusammenhängen. Dazu wurden 1.762 Personen telefonisch befragt, die am Vorabend einen Film im Fernsehen gesehen hatten. Neben allgemeinen Angaben zu Sehdauer, Kanal- und Genrepräferenzen sowie Informationsverhalten wurde erfragt, wie die Befragten auf den gestrigen Film aufmerksam geworden waren - Empfehlung von Bekannten, Programmzeitschrift (und wenn ja, welche), Tageszeitung oder "zufällig" beim Durchschalten. Diese Daten wurden mit inhaltsanalytisch erhobenen Daten über die Bewertung der betreffenden Filme in den Programmzeitschriften verknüpft. In der Auswertung zeigte sich, daß die Filmzuschauer, die sich regelmäßig in Programmzeitschriften informieren, Filme auswählen, die von den Programmzeitschriften besser bewertet werden. Der Detailanalyse zufolge gehen explizite Empfehlungen einer bestimmten Zeitschrift mit einer höheren Wahrscheinlichkeit einher, daß der betreffende Film von Lesern dieser Zeitschrift ausgewählt wird. Trotz gewisser Plausibilität der These, daß hier ein Beispiel für eine "Wirkung" der Programmzeitschrift vorliege, interpretieren wir die Ergebnisse dahingehend, daß sich die Programmzeitschriften ihrerseits auf die Vorlieben ihrer Nutzer einstellen und versuchen, diesen Filme zu empfehlen, die ihnen tatsächlich gefallen. Insgesamt weisen die Ergebnisse darauf hin, daß bei Einzelangeboten im Fernsehen externen Orientierungshilfen bei der individuellen Programmauswahl eine klare Rolle zukommt. Die Nutzer orientieren sich an den Empfehlungen "ihrer" Zeitschrift.

Beitrag zum Symposium Medienpsychologie, Donnerstag, 1. April 1999, 08:30-12:00, HS 16

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