Die Qual der Wahl? Zum Umgang mit Entscheidungsmöglichkeiten bei einem interaktiven Unterhaltungsangebot

Silvia Knobloch

Institut für Journalistik und Kommunikationsforschung, Hochschule für Musik und Theater
Hohenzollernstrasse 47, 30161 Hannover
E-Mail: silvia.knobloch@hmt-hannover.de

Die Medienlandschaft wandelt sich: Neue Medien ermöglichen interaktive Unterhaltung, bei der die Nutzer beispielsweise in fiktionale Handlungen eingreifen können. Das Merkmal der Interaktivität verändert ganz grundsätzlich die bisher äußerlich passive Rezeption. Was aber genau geschieht bei diesen aus theoretischer Sicht so bedeutsamen Interventionen in ein Medienangebot? Wollen die Nutzer überhaupt eingreifen? Wovon hängt es ab, wie sie sich entscheiden? Wie schwer fällt ihnen ihre Entscheidung? Diese Fragen werden aus persönlichkeitspsychologischer Sicht anhand eines Experimentes mit 286 Teilnehmern untersucht, die einmal oder dreimal in die Handlung eines 30minütigen Filmes eingreifen konnten. Dabei konnten sie jeweils zwischen zwei inhaltlichen Optionen und dem angeblich 'vom Regisseur bevorzugten' Fortgang der Geschichte wählen. Allerdings handelte es sich - um das experimentelle Design einzuhalten - nur um eine Illusion von Interaktivität, denn nach den Interventionspunkten wurde ein kurzer Abschnitt gemäß der Auswahl präsentiert, bevor die Geschichte wieder in einem einheitlichen Handlungsstrang zusammenlief. Kernhypothese bei der Untersuchung der oben aufgeworfenen Fragen ist die Annahme, daß der Umgang mit Interventionsmöglichkeiten in ein interaktives Unterhaltungsangebot von den handlungsbezogenen Persönlichkeitseigenschaften der Nutzer abhängt. Varianz- und (logistische) Regressionsanalysen zeigen, daß Merkmale wie Kontrollmotiv sowie Kompetenz- und Kontrollüberzeugungen die Auswahl, deren Bewertung und auch die Dauer der Entscheidungsfindung tatsächlich beeinflußten.

Beitrag zum Symposium Medienpsychologie, Donnerstag, 1. April 1999, 08:30-12:00, HS 16

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