Ein französischer Polizist, der zusammengeschlagen von deutschen Hooligans in einer Blutlache liegt, Menschen, begraben von Schlammassen, Flüchtlingslager, Massengräber - Bilder, die in den Nachrichten allabendlich über die Fernsehschirme flimmern. Wie wirken diese Bilder und Meldungen auf Fernsehzuschauer - Bilder, von denen man weiß, daß sie real sind? In der Tradition des "Uses-and-effects"- Ansatzes untersuchen wir (i) formale und inhaltliche Aspekte der Darstellung von Gewalt in Fernsehnachrichten aller deutschen Fernsehsender, (ii) psychologische Dimensionen der Nutzung von TV-Nachrichten sowie deren Konfiguration bei ausgewählten Zuschauergruppen und (iii) kurz- und langfristige emotionale Wirkungen auf dem Hintergrund der Emotionstheorie von Scherer und der Kultivierungshypothese von Gerbner. Die Analyse der Hauptnachrichtensendungen der fünf größten deutschen Sender ergibt, daß gewalthaltige Einstellungen zu etwa 10 % auftreten, 75 % davon betreffen vorsätzliche Gewalt an Menschen. Es treten charakteristische Merkmalskombinationen von Nachrichtengewalt auf, so herrscht z.B. bei Sachschäden der Bildbericht vor, wohingegen vorsätzliche Gewalt an Menschen primär in einer textlichen Darbietungsform vermittelt wird. Erste Ergebnisse der Wirkungsanalyse zeigen, daß Gewalt in Fernsehnachrichten bei Zuschauern subjektive Erregung und Emotionen auslöst und daß charakteristische Wechselwirkungen zwischen den verschiedenen Gewaltarten und unterschiedlichen Emotionen bestehen.
Beitrag zum Symposium Medienpsychologie, Donnerstag, 1. April 1999, 08:30-12:00, HS 16