Diskrimination von Numerositäten bei Säuglingen

Wolfgang Mack

Institut für Psychologie, Johann Wolfgang Goethe Universität Frankfurt a.M.
Georg-Voigt-Straße 8, 60325 Frankfurt a. M.
E-Mail: mack@psych.uni-frankfurt.de

Die Anzahl (Numerosität) ist eine Invarianzeigenschaft von Stimuli. Die Forschung zu a- bzw. präverbalen numerischen Kompetenzen bei Tieren und Säuglingen zeigte, daß diese keineswegs nur einen Bereich linguistischer Kompetenzen umfassen. Vielmehr sind Quantifikationsprozesse non-linguistische Kompetenzen, Prozesse wie Zählen, Subitizing und Approximieren. Ungeklärt ist, auf welchen Prozessen die Diskrimination kleiner Numerositäten beruht. Werden einzelne Elemente individuiert und zählenderweise die Kardinalzahl bestimmt (Eins-zu-Eins- Korrespondenz, Äquivalenzprinzip) oder gleichen Mengen anderen perzeptiven Diskriminanda (z.B. Längen), so daß von einer Differenzdetektion ( mehr-weniger- Vergleich) ausgegangen werden kann? Da in der Säuglingsforschung davon ausgegangen wird, daß präverbale Quantifikationsprozesse der Entwicklung des verbalen Zählens zu grunde liegen, wird ein präverbaler nach dem Äquivalenzprinzip funktionierender Zählmechanismus angenommen. Allerdings muß dann ausgeschlossen werden, daß es sich um Differenzdiskrimination handelt. Von einer solchen könnte ausgegangen werden, wenn die Diskrimination von Numerositäten dem Weber´schen Gesetz folgt. Um zu überprüfen, ob bei Säuglingen die Diskrimination kleiner Numerositäten dem Weber´schen Gesetz folgt, wurde ein visuskontrolliertes Habituationsexperiment durchgeführt (n=32; Alter: AM=226 Tage; SD=25 Tage). Einer Gruppe wurden 2 vs 3 Punkte, einer zweiten 4 vs 6 Punkte (gleicher Weberbruch) präsentiert. Die Säuglinge wurden zunächst an 2 oder 3, 4 oder 6 Punkte habituiert und danach wurde die bekannte und die neue Numerosität nacheinander abwechselnd präsentiert (Habituations- und Testreihenfolge wurden ausbalanciert). Gemessen wurde die Fixationsdauer, als Maß wurde die Fixationsdauerdifferenz zwischen neuer und bekannter Numerosität bestimmt. Es ergab sich, daß 2 von 3, aber nicht 4 von 6 Punkten diskriminiert wurden. Dieses Ergebnis wird in Zusammenhang mit präverbalen Zählmechanismen diskutiert.

Poster in der Gruppe Wahrnehmung und Aufmerksamkeit II, Mittwoch, 31. März 1999, 17:00-19:00, Foyer 2. Stock

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