Rot vorstellen, Schwarz sehen, Gruen waehlen: Implizite und explizite Erinnerungen an Farbinformationen

André Melzer & Werner Wippich

Universitaet Trier
Fb I - Psychologie, Universitaetsring 15, 54286 Trier
E-Mail: melzer@cogpsy.uni-trier.de

Werden Vpn im Anschluss an die Bearbeitung farbiger Objekte in einer Pruefphase ohne Erinnerungsinstruktion aufgefordert, zu schwarz-weissen Objekten aus vorgegebenen Farben jeweils eine Farbe auszuwaehlen, ist zu beobachten, dass fuer zuvor bereits bearbeitete Objekte signifikant haeufiger die zugeordnete Farbe gewaehlt wird als fuer neue Objekte. In Experiment 1 wurde der Einfluss eines zusaetzlichen physikalischen Merkmals (Fuellmuster der Objekte) auf implizite Farberinnerungen geprueft. Im Vergleich zu einer Studieraufgabe, in der Objekte vollstaendig farbig gefuellt vorzustellen waren, fuehrte die Anweisung, sich als Fuellung ein farbiges Gittermuster vorzustellen, zu einer signifikanten Beeintraechtigung impliziter Farberinnerungen. Somit scheint der fuer spaetere Farberinnerungen benoetigte Aufbau einer gemeinsamen Repraesentation von Objekt und zugehoeriger Farbe durch ein zusaetzliches Merkmal waehrend der Enkodierung erschwert zu werden. Darueber hinaus war in Experiment 1 kein signifikanter Unterschied in den Primingwerten nach Enkodierung visueller Objekte bzw. nach Generierungen von Objektvorstellungen zu beobachten. Diese Unabhaengigkeit vom spezifischen enkodierten Perzept wird als ein weiterer Beleg fuer die Kennzeichnung des Farbwahlparadigmas als konzeptuell vermittelten, d.h. weitgehend wahrnehmungsunabhaengigen impliziten Test interpretiert. In Uebereinstimmung mit dieser Hypothese war in Experiment 2 festzustellen, dass ein Wechsel des Darstellungsexemplars von der Studier- zur Pruefphase ohne Einfluss auf implizite Farberinnerungen blieb. Eine perzeptuelle Modifikation zuvor bearbeiteter Objekte fuehrte jedoch dann zu einer deutlichen Beeintraechtigung, wenn die Farbe nicht spontan zu waehlen, sondern zu erinnern war (expliziter Test). Diese funktionale Dissoziation im Gruppenvergleich impliziter und expliziter Farberinnerungen wird als Beleg dafuer gewertet, dass in beiden Pruefbedingungen von enkodierten Informationen unterschiedlich Gebrauch gemacht wird.

Referat in der Gruppe Gedächtnis I, Dienstag, 30. März 1999, 10:30, HS 16

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