In typischen Laboraufgaben zum prospektiven Gedächtnis müssen Pbn während der Bearbeitung einer Deckaufgabe die Ausführung einer weiteren Aufgabe erinnern. Prospektive Gedächtnisaufgaben haben somit die Charakteristik von Doppelaufgaben. Die prospektive Leistung sollte daher von den verfügbaren kognitiven Ressourcen abhängen, die der prospektiven Aufgabe zugewendet werden und von der Wichtigkeit und/oder Valenz der prospektiven Aufgabe beeinflußt sein. Dies wurde in der vorliegenden Studie geprüft.
41 Pbn (M = 26 Jahre; SD = 4 Jahre; Range 20-37 Jahre) erhielten zwei traditionelle Laboraufgaben zum prospektiven Gedächtnis mit jeweils einer Deckaufgabe. In einer Aufgabe wurde die prospektive Aufgabe bei der Hälfte der Probanden als wichtiger, bei der anderen Hälfte wurde die Deckaufgabe als wichtiger bezeichnet. In der zweiten Aufgabe hatten 50% der Teilnehmenden eine angenehme Aufgabe zu erinnern - eine als positiv zu erwartende Rückmeldung über die Leistung in der Deckaufgabe abzurufen -, 50% hatten eine unangenehme Aufgabe (negative Rückmeldung) zu erinnern.
Die Eigenschaft 'Wichtigkeit' hat einen signifikanten Einfluß auf die prospektive Gedächtnisleistung, ohne daß die Leistung in der Deckaufgabe bedeutsam darunter leidet. Die Valenz der Aufgabe scheint dagegen keine Bedeutung für das prospektive Erinnern dieser Aufgabe zu haben. Es finden sich hier auch keine Einflüsse von Streßbewältigungsdispositionen.
Die Ergebnisse legen nahe, daß es entscheidend ist, die Wichtigkeit der prospektiven Aufgabe im Verhältnis zur Wichtigkeit der Deckaufgabe in der Planung der experimentellen Situation als Einflußgröße zu berücksichtigen und bei Untersuchungen intersubjektiv vergleichbar zu halten.
Referat in der Gruppe Gedächtnis I, Dienstag, 30. März 1999, 11:00, HS 16
