Exekutive Kontrolle bei gesunden Probanden und schizophrenen Patienten: Ereigniskorrelierte Potentiale bei einer Go/NoGo-Aufgabe

Markus Kiefer, Matthias Weisbrod, Frank Marzinzik, Michael Scherg & Manfred Spitzer

Universität Ulm, Psychiatrische Klinik; Universität Heidelberg, Psychiatrische Klinik und Sektion für Biomagnetismus
Universität Ulm, Psychiatrische Klinik, Leimgrubenweg 12, 89075 Ulm
E-Mail: Markus.Kiefer@medizin.uni-ulm.de

Die Kontrolle von Gedanken und Handlungen spielt eine wichtige Rolle bei der Koordination menschlichen Verhaltens. In Theorien der Aufmerksamkeit und des Arbeitsgedächtnisses wird ein exekutives Kontrollsystem vorgeschlagen, das beispielsweise in Situationen aktiv wird, in der eine vorbereitete Reaktion unterdrückt werden muß. Es liegt eine Reihe von Hinweisen vor, daß schizophrene Patienten eine Störung von exekutiven Kontrollfunktionen aufweisen, die der Entstehung von klinisch beobachtbaren Symptomen zugrunde liegt. In der vorliegenden Studie wurde die kortikale Organisation des exekutiven Kontrollsystems mit Hilfe von ereigniskorrelierten Hirnrindenpotentialen (EKP) untersucht. EKP wurden mit 64 Kanälen aufgezeichnet, während gesunde Kontrollprobanden und schizophrene Patienten eine Go/NoGo-Aufgabe bearbeiteten. Diese Aufgabe erforderte in einer Bedingung die Auslösung (Go-Bedingung) und in einer anderen Bedingung die Unterdrückung einer Reaktion (Nogo-Bedingung). In Üb ereinstimmung mit der Annahme einer Störung des exekutiven Kontrollsystems wiesen schizophrene Patienten ein Leistungsdefizit bei der Nogo-Aufgabe auf. Die Inhibition der Reaktion rief bei den Kontrollprobanden zu einem früh en Zeitpunkt (ca. 260 ms nach Stimulusbeginn) Potentialunterschiede über dem unteren Frontallappen hervor. Quellenanalysen dieser EKP-Effekte ergaben, daß Areale im unteren Frontallappen zu diesem Zeitpunkt aktiv waren. Zu einem späteren Zeitpunkt (300-600 ms) konnte ein EKP-Effekt über links fronto-centralen Arealen beobachtet werden. Quellenanalysen deuteten auf Aktivierungen im linken prämotorischen Kortex und im anterioren Cingulum hin. Koordinierte Aktivität von frontalen Arealen bilden die neuronale Grundlage für ein exekutives Kontrollsystem. Schizophrene Patienten unterschieden sich von den Kontrollprobanden hinsichtlich des fronto-centralen EKP-Effektes, der in der Patientengruppe bilateral ausgepräg t war. Dieser Befund stützt die Annahme, daß Defizite schizophrener Patienten durch eine fehlende Lateralisierung von Hirnfunktionen entstehen können.

Referat in der Gruppe Klinische Psychologie, Dienstag, 30. März 1999, 10:30, HS 14

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