Ein Vergleich zweier Paradigmata bei implizitem cross-modalem Priming

Christian Roßnagel, Ulrich Olofsson & Nobuo Ohta

Institut für Allgemeine Psychologie, Freie Universität Berlin
Habelschwerdter Allee 45, 14195 Berlin
E-Mail: criscros@zedat.fu-berlin.de

Effekte impliziten Wiederholungsprimings von Bildern auf Wörter scheinen recht schwach und teilweise "replikationsresistent". Allerdings sind die verwendeten Versuchsanordnungen mit geblockten Durchgängen gegenüber dem Zeitverlauf des Primings wenig sensitiv. Untersucht wurde deshalb, ob sich mit einem - an die Forschung zum semantischen Priming angelehnten - Einzel-Prime-Paradigma stärkere Priming-Effekte nachweisen lassen und ob die Primingstärke vom Zeitverlauf abhängt. Primes waren "Bilderrätsel", in denen Linienzeichnungen von Alltagsobjekten in einem Gitter unterschiedlich großer Dreiecke versteckt waren. In Experiment I erschienen die Rätsel in der Lernphase. In der Testphase waren Wortfragmente zu ergänzen oder Exemplare vorgegebener Kategorien zu nennen, jeweils entweder unter impliziten oder expliziten Instruktionen. In Experiment II wurde -- unter impliziten Instruktionen -- nach jedem Rätsel eine Fragment- oder eine Kategorienaufgabe vorgegeben, variiert wurde das Intervall zwischen Rätsel und verbaler Aufgabe (SOA) von 750 über 1250 bis 1750 ms. Während sich im ersten Experiment ein Primingeffekt nur in der expliziten Bedingung zeigte, fanden sich implizite Effekte in Experiment II. Dort zeigte sich auch eine Dissoziation zwischen den Aufgaben in Abhängigkeit von der SOA: Signifikantes Priming bei kurzer und mittlerer SOA für die Kategorienaufgabe, nur bei der mittleren SOA für die Fragmentaufgabe. Der Effekt war bei der kurzen SOA schwächer und nahm bei der langen SOA ebenfalls ab. Außerdem war die Primingstärke in Experiment II höher als in Experiment I.
Die Daten legen höhere Empfindlichkeit des Einzel-Prime-Paradigmas nahe. Dazu paßt die Entwicklung des Priming-Effekts im zweiten Experiment, die darauf hindeutet, daß Effekte impliziten cross-modalen Primings relativ kurzlebig sind.

Referat in der Gruppe Implizites Lernen, Montag, 29. März 1999, 15:00, HS 16

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