Wie gut stellen sich Internet-Experten auf ihren Zuhörer ein? Web-Experimente zur Kommunikation zwischen Experten und Laien

Matthias Nückles & Rainer Bromme

Psychologisches Institut III, Westfälische Wilhelms-Universität Münster
Fliednerstraße 21, 48149 Münster
E-Mail: nueckles@psy.uni-muenster.de

Das Internet gewinnt zunehmend an praktischer Bedeutung. Computer-Experten sollten daher in der Lage sein, in verständlicher Weise Laien das Internet zu erklären. Wie flexibel sind nun solche Experten darin, ihre fachlichen Erläuterungen auf die Besonderheiten des Zuhörers abzustimmen? In zwei Web-Experimenten haben wir geprüft, ob sich Computer-Experten bei der Planung von fachlichen Erläuterungen nur an der zu erklärenden Sache selbst oder aber auch am Vorwissen und der Intention des Adressaten orientieren.
Sowohl die Akquisition der Versuchsteilnehmer (Mitarbeiter von Uni-Rechenzentren) als auch die Versuchsdurchführung erfolgte mittels des Internets. In beiden Experimenten sollten sich die Experten in eine fiktive Fortbildungssituation hineinversetzen, in der sie Unterrichtsgespräche mit zwei verschiedenen Gesprächspartnern planen. Die Aufgabe der Experten bestand darin, für eine Reihe von Internet-Themen zu beurteilen, wie ausführlich sie bestimmte Fachbegriffe ihrem jeweiligen Gesprächspartner erklären würden. Systematisch variiert wurde dabei in Experiment 1 (N=49) die sachliche Wichtigkeit der zu beurteilenden Begriffe sowie das Vorwissen der fiktiven Adressaten (Anfänger vs. Fortgeschrittener). In Experiment 2 (N=48) wurde zusätzlich die Intention der Adressaten als unabhängige Variable eingeführt (pragmatische vs. theoretische Intention). Die Ratingaufgaben wurden als Hypertext mit Formularelementen implementiert.
In beiden Experimenten zeigte sich, daß wichtige Begriffe generell ausführlicher erläutert würden als weniger wichtige Begriffe. Entgegen unserer Erwartung spielte jedoch in Experiment 1 das Hörermerkmal ‘Vorwissen’ keine Rolle für die Beurteilung der Ausführlichkeit. In Experiment 2 hingegen resultierte erwartungsgemäß ein signifikanter Haupteffekt für den Faktor ‘Adressaten-Intention’. Die Ergebnisse werden in Hinblick auf ihre Bedeutung für das Konstrukt der Höreradaptation innerhalb einer kognitiven Theorie der Experten-Laien-Kommunikation diskutiert.

Referat in der Gruppe Sprache II, Dienstag, 30. März 1999, 14:00, HS 17

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