Bei Kausalurteilen verwenden Personen zur Einschätzung der Stärke einer Ursache nicht nur die direkte Korrelation zwischen Ursache und Effekt, sondern sie beziehen auch andere mögliche Ursachen mit ein. Dieser Sachverhalt kann durch folgende einfache Regel wiedergegeben werden: KS(X) = W1*P(e/X, A) - W2*KS(A). Hierbei ist KS(X) die geschätzte Kausale Stärke für die Zielursache X, KS(A) die geschätzte Kausale Stärke für die Alternativursache A und P(e/X,A) ist die Wahrscheinlichkeit des Effektes, wenn sowohl Zielursache X wie Alternativursache A vorliegen. Die Gewichtungsparameter W1 und W2 beziehen sich auf die Wichtigkeit der beiden Informationseinheiten. Ein Spezialfall dieser Regel ist die bekannte DeltaP-Regel. In einem Experiment wurde untersucht, welche Ursachen als relevante Alternativursachen A für die Zielursache X gelten. Im speziellen wurden zwei Hypothesen untersucht: (1) Nicht alle möglichen Ursachen werden in die Beurteilung der Zielursache einbezogen, sondern nur jene, die zusammen mit der Zielursache auftreten. (2) Ursachen, welche niemals zusammen mit der Zielursache auftraten, können die Schätzung der Kausalen Stärke indirekt beeinflussen, indem sie die geschätzte Stärke der für die Zielursache relevanten Alternativursachen beeinflussen. Die Bedingungen, unter denen die beiden Hypothesen gültig sind, werden diskutiert.
Referat in der Gruppe Denken und Problemlösen II, Dienstag, 30. März 1999, 14:00, HS 20