Das bestehende Vorwissen einer Person beeinflusst in vielerlei Hinsicht den Erwerb neuen Wissens. Eine mögliche Beeinflussung könnte darin bestehen, dass die Art der Vorkonzepte über den Gegenstand, die Möglichkeiten und Grenzen einer Disziplin die Erwartungen prägt, welche die Lernenden gegenüber dem Unterricht und ihrem eigenen Lerngewinn aufbauen. Gerade am Beispiel der Disziplin Psychologie läßt sich leicht zeigen, wie problematisch sich unrealistisch überhöhte Erwartungen auswirken können. Die vorliegende Untersuchung hatte daher zum Ziel, in der Domäne Psychologie dem Zusammenhang zwischen Laienkonzepten und Unterrichtserwartungen nachzugehen. Als Probanden fungierten 460 Schüler an Fachschulen für Sozialberufe, die vor Beginn ihres Psychologieunterrichts befragt wurden.
Mit einem Fragebogen wurden vier Dimensionen von Laienkonzepten erfasst. Zusätzlich wurden Skalen zur Erhebung bereichsspezifischer Erwartungen an den Psychologieunterricht konstruiert. Zu den betrachteten Bereichen gehören u.a. die Gebiete Persönlichkeitspsychologie, Psychotherapie und Stressbewältigung. Hierbei wurde mit Hilfe spezifischer Items zwischen realistischen und unrealistischen Erwartungen differenziert. Als unrealistisch wurden Erwartungen klassifiziert, die den vollständigen Erwerb praktischer Fertigkeiten betreffen.
Durch die Ausprägungen der vier Dimensionen von Laienkonzepten konnte das aggregierte Maß für die unrealistische Unterrichtserwartungen mit einem multiplen R von 0.55 vorhergesagt werden. Die realistischen Unterrichtserwartungen sind dagegen, wie vermutet, weitgehend unabhängig von der Ausprägung der Laienkonzepte. Die gefundenen Zusammenhänge werden in Hinsicht auf das Zusammenspiel kognitiver und motivationaler Komponenten bei der Bestimmung lernförderlicher Bedingungen im Nebenfachunterricht Psychologie diskutiert.
Poster in der Gruppe Soziale Kognition, Mittwoch, 31. März 1999, 17:00-19:00, Foyer 2. Stock
