Laienkonzepte über psychologische Phänomene und ihre Veränderbarkeit

Christof Katzenberger, Rainer Bromme & Riklef Rambow

Psychologisches Institut III, Westfälische Wilhelms-Universität Münster
Fliednerstr.21, 48149 Münster
E-Mail: katzenb@uni-muenster.de

Psychologen haben ein anderes Verständnis von psychologischen Phänomenen als Laien. Ein Ziel von Psychologieunterricht im Rahmen der Berufsausbildung besteht darin, die “naiven" Theorien und Konzepte der Schüler in Richtung auf ein wissenschaftliches Verständnis hin zu verändern.
Welche Konzepte sind besonders geeignet, um zwischen Laientheorien und wissenschaftlichen Auffassungen zu differenzieren? Wie lassen sich diese Konzepte erfassen, und sind sie durch Psychologieunterricht tatsächlich veränderbar? Diese Fragen stehen im Zentrum der vorliegenden Untersuchung.
Auf der Grundlage existierender Befunde und eigener Voruntersuchungen wurde ein Fragebogen entwickelt, mit dessen Hilfe folgende Konstrukte als Aspekte von Laientheorien und -konzepten erhoben werden können:
- "Traitorientierung" (eigenschafts- oder traitorienterte Persönlichkeitskonzepte),
- "Monokausalitätstendenz" (monokausale Erklärungstendenz in Bezug auf psychische Phänomene) und
- "Diagnosefähigkeit" (die stereotype Auffassung, Psychologen könnten andere leicht "durchschauen"),
- "Klientel" (die stereotype Auffassung, Psychologie sei nur für "psychisch Gestörte" von Nutzen).
Validiert wurde der Fragebogen durch Expertenratings und einen Pretest. Mit Hilfe von Hauptkomponentenanalysen wurden die Items zu Skalen zusammengefaßt, die die einzelnen Konstrukte erfassen.
Befragt wurden 460 Personen, die im Rahmen sozialberuflicher Ausbildung Psychologieunterricht erhalten (Laienstichprobe) sowie 78 PsychologiestudentInnen im Hauptstudium ("Experten"-Stichprobe). Die Laienstichprobe wurde zusätzlich unterteilt in Probanden mit bzw. ohne bereits erhaltenen Psychologieunterricht.
Varianzanalysen zeigen, dass die Laien über deutlich höhere Ausprägungen der Konstrukte verfügen als die "Experten". Der bisherige Psychologieunterricht wirkte sich hingegen nicht aus.
Die Befunde legen nahe, dass laientypische Auffassungen von Psychologie durch ein Psychologiestudium deutlich verändert werden. Psychologieunterricht in Schule und Ausbildung scheint dagegen die naiv-psychologischen Theorien und Konzepte weit weniger zu beeinflussen.

Poster in der Gruppe Soziale Kognition, Mittwoch, 31. März 1999, 17:00-19:00, Foyer 2. Stock

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