Hemisphärenspezifische Verarbeitung kategorialer und räumlicher Aspekte visueller Stimuli

Ralf Goertz

Institut für Psychologie, Friedrich-Schiller-Universität Jena
von-Hase-Weg 1, 07743 Jena
E-Mail: Ralf.Goertz@uni-jena.de

In der Literatur werden Unterschiede der Hirnhemisphären bei der Verarbeitung von Reizen diskutiert. Ein Aspekt dabei ist die z.B. von Kosslyn vorgetragene Hypothese einer Asymmetrie bei kategorial bzw. räumlich zu verarbeitenden Stimuli. Danach soll die vorwiegend linkshemisphärische Sprachverarbeitung Ursache für Vorteile der linken Hemisphäre bei der kategorialen Verarbeitung sein, während umgekehrt ein rechtshemisphärischer universeller Mechanismus für schnelle visuelle Suche die Vorteile der rechten Hemisphäre bei räumlicher Wahrnehmung erklärt.
In Weiterführung von bereits vorgestellten Experimenten werden Ergebnisse einer neuen Studie gezeigt, die die Frage dieser zweifachen Asymmetrie zum Inhalt hat. Wiederum wurden tachistoskopisch im linken bzw. rechten visuellen Feld dargebotene Strichzeichnungen einerseits danach beurteilt, ob sie räumlich interpretierbar (möglich) sind, andererseits in die Kategorien Dreieck oder Viereck eingeordnet. Dabei kam ein modifiziertes "unmögliches" Viereck zum Einsatz, mit dem die Kritik an dem bisher benutzten ausgeräumt werden soll. Desweiteren wurden eine veränderte Maskierung benutzt und neben der Korrektheit auch die Latenzen der Antwort erhoben.
Erneut zeigt sich im d' eine Wechselwirkung zwischen Anforderung und Darbietungsseite. Dabei ist die Asymmetrie bei der kategorialen Anforderung deutlicher: Im rechten visuellen Feld gezeigte Stimuli werden besser als Drei- oder Viereck erkannt als links dargebotene, während die räumliche Entscheidung bei links gezeigten Reizen nur geringfügig besser ist. Die Antwortlatenzen zeigen ein ähnliches Bild.
Die wiederholt gefundene Wechselwirkung zwischen Anforderung und Darbietungsseite macht die postulierten Asymmetrien wahrscheinlich. Das Verfahren erweist sich als sensibel. Allerdings werden Hemisphärenunterschiede bei der räumlichen Anforderung nicht besonders deutlich. Hierfür könnte die größere Schwierigkeit dieser Anforderung eine mögliche Ursache sein.

Poster in der Gruppe Wahrnehmung und Aufmerksamkeit II, Mittwoch, 31. März 1999, 17:00-19:00, Foyer 2. Stock

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