Aufgabenabhängige Datierung von Reizen beim Kappa-Effekt

Gisa Aschersleben, Lothar Knuf & Jochen Müsseler

Max-Planck-Institut für psychologische Forschung
Leopoldstr. 24, 80802 München
E-Mail: aschersleben@mpipf-muenchen.mpg.de

Der Kappa-Effekt bezeichnet eine Wahrnehmungstäuschung, bei der Zeitschätzungen vom räumlichen Kontext der Reizanordnung beeinflußt werden. Er tritt auf, wenn eine Person die Intervalle zwischen aufeinander folgenden (Licht-)Reizen beurteilen soll, die in unterschiedlicher räumlicher Distanz zueinander präsentiert werden. Eine größere Distanz zwischen zwei Reizen läßt auch das entsprechende zeitliche Intervall länger erscheinen.
In vier Experimenten wurde die Hypothese überprüft, daß der Kappa-Effekt durch eine Beeinflussung der subjektiven Datierung des zweiten bzw. dritten Reizes durch den vorausgehenden Reiz entsteht (Priming-Hypothese). Außerdem wurde die Implikation dieser Hypothese überprüft, daß der erste dargebotene Reiz durch die nachfolgenden Reize nicht beeinflußt wird.
Dazu wurde im ersten Experiment der Kappa-Effekt zunächst anhand der von uns verwendeten Versuchsanordnung etabliert. In den Experimenten 2 bis 4 wurde dann anhand einer Wahlreaktionsaufgabe die Datierung der drei Reize untersucht. Entsprechend der Hypothese zeigte sich eine Abhängigkeit der zeitlichen Datierung des dritten Reizes vom vorausgehenden Reiz, wohingegen der erste Reiz von den nachfolgenden Reizen in seiner Datierung vollkommen unbeeinflußt bliebt. Auch für den zweiten Reiz fand sich unter bestimmten Bedingungen eine Abhängigkeit vom ersten Reiz, wenngleich es aber noch unklar ist, ob es sich dabei um einen aufgabenspezifischen Effekt handelt. Zusammengenommen liefern die Daten Evidenz für die Annahme, daß die Veränderung in der wahrgenommenen Intervall-Dauer auf einer Verschiebung der subjektiven Datierung des dritten (und möglicherweise auch des zweiten) Reizes beruht.

Referat in der Gruppe Wahrnehmung und Psychophysik, Dienstag, 30. März 1999, 17:00, HS 21

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