Prozesse der Objektkategorisierung im Entwicklungsverlauf

Monika Korell & Gudrun Schwarzer

Forschergruppe kognitive Entwicklung, Institut für Psychologie, Universität Tübingen
Friedrichstraße 21, 72072 Tübingen
E-Mail: monika.korell@uni-tuebingen.de

Für die Kategorisierung von Objekten wird bei Kindern und Erwachsenen von einer analytischen Verarbeitung - einer Kategorisierung anhand von Einzelmerkmalen - ausgegangen (z. B. Ward, 1989). Werden dagegen Gesichter kategorisiert, so wurde beobachtet, daß die analytische Kategorisierung jüngerer Kinder mit zunehmendem Alter in eine an der Gesamtähnlichkeit der Gesichter orientierte holistische Kategorisierung übergeht (Schwarzer, 1997). Für diesen Übergang zur holistischen Kategorisierung wird insbesondere das mit dem Alter zunehmende Wissen über Gesichter verantwortlich gemacht. In den bisherigen Untersuchungen zur Objektkategorisierung wurden jedoch nur solche Objekte verwendet, über die a priori kein Wissen vorhanden war. Deshalb war Ziel der vorliegenden Studie zu untersuchen, inwieweit auch Objektkategorien, über die schon jüngere Kinder in hohem Maße Wissen verfügbar haben, eine holistische Kategorisierung induzieren.
Im Rahmen einer Kategorisierungsaufgabe sollten Kinder (3 bis 10 Jahre) und Erwachsene lernen, acht Objekte in zwei Kategorien (Fahrräder versus Motorräder in Experiment 1 oder Vögel versus Flugzeuge in Experiment 2) zu kategorisieren. Die Kategorien besaßen eine Familienähnlichkeitsstruktur, die sowohl einen analytischen als auch holistischen Lernprozeß ermöglichten. Sollten Vögel- und Flugzeugkategorien voneinander zu unterscheiden gelernt werden, so zeigte sich, übereinstimmend mit den Arbeiten zur Gesichterkategorisierung, daß die analytische Kategorisierungsstrategie, die bei 6jährigen Kindern dominierte, mit zunehmendem Alter von einer holistischen Kategorisierung abgelöst wurde. Bei den Kategorisierungen der Fahrräder und Motorräder dominierte sogar schon ab dem 3. Lebensjahr die holistische Kategorisierungsform gegenüber der analytischen. Die Ergebnisse belegen also - vergleichbar mit den Arbeiten zur Gesichterkategorisierung - daß auch bei Objekten holistische Kategorisierungen möglich sind, wenn Wissen über die Objekte gegeben ist.

Referat in der Gruppe Kategorisierung, Montag, 29. März 1999, 11:30, HS 15

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