Abrufinduziertes Vergessen: Die Rolle der Itemähnlichkeit

Armin Hartinger & Karl-Heinz Bäuml

Institut für Psychologie, Universität Regensburg
Universitätsstraße 31, 93040 Regensburg
E-Mail: armin.hartinger@psychologie.uni-regensburg.de

Abrufinduziertes Vergessen bezeichnet den Befund, daß das Erinnern von Gedächtnisinhalten das nachfolgende Erinnern verwandter Gedächtnisinhalte beeinträchtigt. Während hinreichend bekannt ist, welche Rolle die Itemähnlichkeit für das Vergessen aufgrund zusätzlichen Lernens, wie z.B. die retroaktive Interferenz, spielt, ist die Rolle der Itemähnlichkeit beim Vergessen aufgrund von Erinnern bislang nicht bekannt.
Es werden zwei Experimente vorgestellt, die untersuchen, welche Rolle die Itemähnlichkeit beim abrufinduzierten Vergessen spielt. Jedes der beiden Experimente bestand aus drei Phasen. In Phase I lernten Versuchspersonen eine kategorisierte Itemliste. Jede Kategorie enthielt vier Exemplare, von denen zwei zu einer semantischen Unterkategorie und die anderen zwei zu einer anderen semantischen Unterkategorie gehörten. In Phase II erfolgte eine wiederholte Abrufübung für jeweils ein Item aus jeder Kategorie der Liste. In Phase III wurde dann ein abschließender Erinnerungstest (cued recall) durchgeführt.
Der Abruf der Items in Phase II förderte deren Erinnern im abschließenden Test und beeinträchtigte gleichzeitig das Erinnern der Items aus denselben Kategorien, die in Phase II nicht abgerufen worden waren. Überraschenderweise zeigte sich, daß das Erinnern von Items, die aus derselben semantischen Unterkategorie wie das abrufgeübte Item stammten, tendenziell weniger beeinträchtigt wurde als das Erinnern von Items, die aus der anderen semantischen Unterkategorie der betreffenden Kategorie stammten. Dieser Befund weist darauf hin, daß die Itemähnlichkeit beim abrufinduzierten Vergessen eine andere Rolle spielt als bei der retroaktiven Interferenz.

Poster in der Gruppe Gedächtnis, Mittwoch, 31. März 1999, 17:00-19:00, Foyer 2. Stock

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