Personenwiedererkennen bei Vor- und Grundschulkindern

Katja Seitz & Ruth Schumann-Hengsteler

Forschergruppe Kognitive Entwicklung, Katholische Universität Eichstätt, Philosophisch-Pädagogische Fakultät, Fachgebiet Psychologie
Ostenstr. 26, 85071 Eichstätt
E-Mail: Katja.Seitz@ku-eichstaett.de

Um einen Einblick in die Entwicklung der Informationsverarbeitung bei der Personenwiedererkennung zu erhalten, haben wir damit begonnen, kurzzeitige Arbeitsgedächtnisprozesse bei Wiedererkennensaufgaben zu untersuchen. Uns interessieren Aspekte der Enkodierung von Personeninformation und deren Veränderung im Vor- und Grundschulalter: Unter welchen Bedingungen sind auch Vorschüler in der Lage eine Person sicher wiederzuerkennen? Nutzen Kinder unterschiedlichen Alters verschiedene Personencharakteristika, wenn sie eine ihnen fremde Person wiedererkennen sollen? Analog zum Vorgehen in Untersuchungen zum Augenzeugengedächtnis verwenden auch wir Schwarz-Weiß Photographien. Wir stellen hier Daten einer Studie mit insgesamt 68 Kindern im Alter von 6, 7 und 10 Jahren vor. Den Versuchsteilnehmern wurde in dieser Untersuchung für die Dauer von 5 Sekunden das Photo einer Frau gezeigt, die unmittelbar nach der Präsentationsphase wiedererinnert, d.h. aus einer Anzahl von 4 Photos ausgewählt werden muß. Dabei wurden drei Untersuchungsbedingungen realisiert: (1) In der Präsentationsphase wird ein Photo des Kopfes der Person gezeigt und in der Wiedererkennensphase wird das identische Photo dargeboten. (2) In der Präsentationsphase wird ein Photo der ganzen Person gezeigt und in der Wiedererkennensphase wird ein Photo des Kopfes der Person dargeboten. (3) In der Präsentationsphase wird ein Photo der ganzen Person gezeigt und in der Wiedererkennensphase wird das identische Photo dargeboten. In allen drei Bedingungen ist die wiederzuerkennende Person tatsächlich eine der vier Antwortalternativen. Die Ergebnisse zeigen neben einem Alters- und einem Bedingungseffekt eine Interaktion der beiden Faktoren: Während die Bedingungen 1 und 3 innerhalb der Altersgruppen zu vergleichbaren Wiedererkennensleistungen führen, kommt es unter Bedingung 2 zu deutlichen Leistungseinbußen bei den 6jährigen, die auch bei den 7jährigen noch nachzuweisen sind, während sie bei den 10jährigen nicht mehr auftreten. Wir diskutieren diesen Befund sowie die jeweiligen Fehlermuster der drei Altesgruppen vor dem Hintergrund der These von altersspezifischen Enkodierungsstrategien.

Beitrag zum Symposium Gesichterverarbeitung, Donnerstag, 1. April 1999, 09:00-12:00, HS 14

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