In zahlreichen Experimenten wurde untersucht, wie die Verfuegbarkeit von Textinhalten von den raeumlichen Eigenschaften der beim Textverstehen gebildeten Situationsmodelle abhaengt.
Die hier vorgestellte Untersuchung basiert auf einem Experiment von Wolf, Hasebrook und Rinck (1998). In beiden Experimenten lernten die Versuchspersonen am Computer einen Gebaeudegrundriss mit den Raumnamen sowie den in den Raeumen enthaltenen Objekten auswendig. Dabei wurde innerhalb einer Rahmenhandlung zunaechst der urspruengliche Plan fuer einen Umbau des Gebaeudes beschrieben. Der Umbau des Hauses misslang, und bei einigen Raeumen fehlt die Trennwand zum Nachbarraum. Die Versuchspersonen lasen dann experimentelle Episoden, die in diesem Gebaeude spielten. Nach dem Lesen der Episoden wurde im Text ein zweiter Umbau beschrieben, bei dem wiederum Waende veraendert wurden. Dadurch ergab sich erneut eine Veraenderung der raeumlichen Gegebenheiten des Situationsmodells. In allen Episoden waren drei Arten von kritischen Saetzen enthalten, deren Lesezeiten als abhaengige Variablen dienten.
Der entscheidende Unterschied zum ersten Experiment bestand darin, dass der Text mehr explizite raeumliche Informationen enthielt. Dadurch sollte der Fokus der Aufmerksamkeit staerker auf raeumliche Informationen gelenkt werden. Auch dieses Experiment zeigte, dass die Leser die im Text beschriebenen raeumlichen Veraenderungen im Situationsmodell mental repraesentieren. In bezug auf die Fokussierung der Aufmerksamkeit zeigt das Ergebnismuster von Experiment 2 einen konsistenteren Distanzeffekt. Die Ergebnisse der zwei Experimente scheinen ein Hinweis darauf zu sein, dass Versuchspersonen beim Lesen von natuerlichen Texten ohne spezielle Instruktionen nicht spontan auf raeumliche Relationen fokussieren.
Poster in der Gruppe Sprache, Montag, 29. März 1999, 17:00-19:00, Foyer 2. Stock