Psychophysiologische Korrelate aufmerksamkeitsbasierter Suchprozesse

Indra Rosendahl, Markus Baumann & Edmund Wascher

Institut für Psychologie, Universität Tübingen
Christophstraße 2, 72072 Tübingen
E-Mail: Indra.Rosendahl@uni-tuebingen.de

In einer Suchaufgabe mit zweidimensionalen Stimuli (Farbe, Form) zeigte sich, daß Kongruenz der Farbe, nicht jedoch Kongruenz der Form, eine frühe visuelle Gruppierung ermöglicht. Dies könnte jedoch auf die leichtere Diskriminierbarkeit der Farben gegenüber den Formen in diesem speziellen Paradigma zurückzuführen sein.
In der vorliegenden Suchaufgabe wurde daher die Diskriminierbarkeit der Farbreize variiert (Rot-Gelb versus Blau-Grün). Die Reizanordnung bestand aus 6 Elementen (drei pro Spalte). Die Versuchspersonen sollten einen Zielreiz (definiert über die Farbe) in der mittleren Zeile dieser Anordnung suchen.Untersucht werden sollte der Einluß der Kongruenz von Form (Kreise und Quadrate) und Farbe auf Reaktionszeiten und ereigniskorrelierte Lateralisierungen (ERL).
Es zeigte sich über alle Farben hinweg ein deutlicher Farb-Kongruenz-Effekt von 35ms. Kongruenz der Form bewirkte keinen Effekt. Die Auswertung der ERLs erbrachte eine parieto-okzipitale Asymmetrie bei 250ms und eine stabile, über alle Farben identische Latenzverschiebung von etwa 50ms bei Farb-Inkongruenz. Zusätzlich zeigte sich, unabhängig davon, ob nach dem gelben oder dem roten Reiz gesucht wurde, eine Zunahme der Aktivität kontralateral zum gelben Reiz bei etwa 140ms. Ein entsprechender Effekt fehlte in der Blau-Grün-Bedingung.
Die stabile Latenzverschiebung bei Farb-Inkongruenz, die sich sowohl in den Verhaltensdaten, als auch in den EEG-Daten zeigt, legt die Vermutung nahe, daß es sich nicht um die zeitliche Verschiebung eines einzelnen Suchprozesses, sondern um das Korrelat zweier unterschiedlicher Suchprozesse handelt: präattentive und attentive Suche. Unter dieser Vorraussetzung zeigt sich, daß nicht leichtere Diskriminierbarkeit der Reize, die sich hier über die Leuchtstärke definiert und sich entsprechend als exogene Asymmetrie bei "Gelb" manifestiert, sondern allgemein Kongruenz der Farbe präattentive Gruppierung ermöglicht.

Poster in der Gruppe Wahrnehmung und Aufmerksamkeit I, Montag, 29. März 1999, 17:00-19:00, Foyer 2. Stock

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