Latente Inhibition und Schizophrenie

D. Vaitl, O. Lipp, U. Bauer, G. Schüler & R. Stark

Klinische und Physiologische Psychologie, Universität Giessen
Otto-Behaghel-Str. 10, 35394 Giessen
E-Mail: dieter.vaitl@psychol.uni-giessen.de

Fragestellung: Wird ein Reiz, bevor er mit einem unkonditionierten Reiz (US) gepaart und zu einem konditionierten Reiz (CS) wird, mehrfach vorher dargeboten, verliert er seine Assoziierbarkeit mit dem US. Dieses Phänomen der latenten Inhibition (LI) ist aus Tierexperimenten bekannt. Mit Hilfe des klassischen Konditionierens autonomer Körperreaktionen (elektrodermale, vasomotorische, kardiale) sollte der Nachweis einer LI bei Gesunden erbracht und ferner untersucht werden, ob und wie die LI bei psychiatrischen Patienten verändert ist.
Methode: Einzelreiz- und differentielle Konditionierung wurde verwendet, um die Effekte der Präexposition der künftigen CS zu überprüfen.
Ergebnisse: In mehreren Experimenten an Gesunden konnte der Nachweis einer LI erbracht werden, wobei die Stärke des Effekts von der Anzahl der Präexpositionen abhing. Probanden mit hohen Werten auf einer Schizotypie- und Psychotizismusskala zeigten dagegen eine abgeschwächte LI. Neuere Untersuchungen mit medizierten und unmedizierten schizophrenen Patienten erbrachten ebenfalls Unterschiede in der erwarteten Richtung. Bei unmedizierten, paranoid-halluzinatorischen Schizophrenen fand sich keine LI, während sie bei medizierten Patienten und gesunden Probanden vorhanden war. Da vermutet wird, daß das dopaminerge System eine wichtige Rolle bei der LI spielt, wurden Parkinson-Patienten ebenfalls auf LI hin untersucht. Bei ihnen wurde die LI, die vorher vorhanden war, durch die Gabe von L-Dopa unterdrückt. Untersuchungen von medizierten Schizophrenen mit der Single-Photon-Emissions Tomographie zeigen ebenfalls, daß ein Zusammenhang zwischen der LI und dem striatalen und präfrontalen Dopamin-System besteht.
Diskussion: Diese Befunde werden auf dem Hintergrund der neuropharmakologischen und durch Tierexperimente gestützte Switching-Modelle der LI diskutiert.
Diese Studien werden durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft unterstützt (Az.: VA 37/23-1 und VA 37/23-2).

Referat in der Gruppe Klinische Psychologie, Dienstag, 30. März 1999, 11:00, HS 14

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