Wieviele Pixel benoetigt man zur Identifikation eines Gesichts?

Rainer Scheuchenpflug

Institut fuer Psychologie, Universitaet Regensburg
Universitaetsstr. 31, 93053 Regensburg
E-Mail: rainer.scheuchenpflug@psychologie.uni-regensburg.de

Bereits Harmon (1973) hat demonstriert, dass die Blockrasterung von Gesichtsportraits zu erheblicher Einschraenkung der Identifizierbarkeit fuehrt. Untersuchungen, in denen die Rastergroesse in objektnormierten Einheiten (Schwingungen bzw. Blocks pro Gesichtsbreite) systematisch manipuliert wurde, zeigen eine nichtlineare Verschlechterung der Identifizierungsleistung bei hochtrainiertem Stimulusmaterial ab etwa 10-16 Blocks pro Gesicht auf (Bachmann & Kahusk, 1997; Costen, Parker & Craw, 1996), die allerdings nicht unabhaengig von der Stimulusgroesse ist (Uttal, Baruch & Allen, 1997).
Nachteil dieser Untersuchungen ist allerdings die Verwendung sehr kleiner Mengen von Gesichtern, die unter tachistoskopischen Bedingungen wiederholt identifiziert werden muessen. In dieser Arbeit wird versucht, den Befund einer Identifikationsschwelle bei etwa 10-16 Blocks/Gesicht mit einem natuerlicheren Identifikationsparadigma zu replizieren. Gleichzeitig wird untersucht, ob die Wirkung der Blockrasterung unabhaengig von der Bildgroesse (und damit dem Ortsfrequenzgehalt der Bilder) ist.
65 Gesichter von prominenten Personen wurden in 4 Stufen blockgerastert (8, 12, 16, 20 Blocks pro Gesichtsbreite). Die VPn sassen entweder in 90 cm oder 180 cm Abstand vom Bildschirm und sollten die blockgerasterten Portraits identifizieren. Die individuelle Bekanntheit der Gesichter wurde durch eine anschliessende Praesentation der unmaskierten Bilder erhoben.
Es ergibt sich eine Reduzierung der Wiedererkennensleistung in Abhaengigkeit von der Blockgroesse, jedoch keine Diskontinuitaet wie in anderen Untersuchungen. Eine kritische Blockgroesse kann also im vorliegenden Paradigma nicht identifiziert werden. Ebenso findet sich kein systematischer Einfluss des Betrachtungsabstands/der Bildgroesse.
Als moegliche Ursache ist die hohe interindividuelle Leistungsvarianz im vorliegenden Paradigma auszumachen. Die in den bisherigen Untersuchungen verwendeten Paradigmen induzieren moeglicherweise Strategien, die den Vpn ein konsistenteres Verhalten erlauben.

Poster in der Gruppe Wahrnehmung und Aufmerksamkeit II, Mittwoch, 31. März 1999, 17:00-19:00, Foyer 2. Stock

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