Inkongruente Groß- und Kleinschreibung und der Missing Letter Effekt

Monika Nißlein, Jochen Müsseler & Asher Koriat

Max-Planck-Institut für psychologische Forschung
Leopoldstraße 24, 80802 München
E-Mail: nisslein@mpipf-muenchen.mpg.de

Beim Lesen eines Textes werden Buchstaben in Funktionswörtern deutlich häufiger überlesen als in vergleichbaren Inhaltswörtern. In einer ersten Serie von Experimenten konnten wir einen Zusammenhang zwischen diesem Missing Letter Effekt (MLE) und der syntaktischen Rolle der Funktionswörter nachweisen (Müsseler, Koriat & Nißlein, 1999). Das Testmaterial war dabei ausschließlich in Großschreibung dargeboten worden.
In den hier vorgestellten Experimenten haben wir untersucht, welche Auswirkung Variationen der Schreibweise auf den MLE haben. Den Versuchspersonen wurde ein Text in normaler Groß- und Kleinschreibung, in umgekehrter Schreibweise (inkongruente Groß- bzw. Kleinschreibung des ersten Buchstabens) und in alternierender Schreibweise (erster Buchstabe in Normalschreibung, danach alternierend Groß- und Kleinbuchstaben) präsentiert. Die Lesezeit für die unterschiedlichen Textvarianten wurde kontrolliert.
Unsere Ergebnisse zeigen, daß beide Textvarianten die Buchstabenentdeckung bei Funktions- und Inhaltswörtern ebenso wie die Lesezeiten in unterschiedlicher Weise beeinflussen. Der Missing Letter Effekt wird entscheidend durch das Erkennen der Wortklasse determiniert.

Poster in der Gruppe Sprache, Montag, 29. März 1999, 17:00-19:00, Foyer 2. Stock

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