Bewältigung gesellschaftlicher Transformation als Funktion des Identitätsstatus

Aristi Born & Urs Fuhrer

Institut für Psychologie der Otto-von-Guericke-Universität
Postfach 4120, 39016 Magdeburg
E-Mail: aristi.born@student.uni-magdeburg.de

Basierend auf einem aus der Lazarusschen Stressforschung theoretisch abgeleiteten Copingmodell soll deutlich gemacht werden, wie der Identitaetsstatus im Sinne von James Marcia die Verarbeitung gesellschaftlicher Transformationsanforderungen beeinflusst. Da der Umbruch in Deutschland besonders für Ostdeutsche mit dramatischen Veränderungen ihrer Lebensumstände einherging, werden unterschiedliche Identitätsstatusprofile für Ost- und Westdeutsche erwartet. Ferner soll überprüft werden, ob aufgrund der Identitätsstatuszugehörigkeit Unterschiede bezüglich Belastungseinschätzung, Copingstrategie und Wohlbefinden erklärt werden können.
107 Probanden zwischen 18 und 69 Jahren aus Niedersachsen und Sachsen-Anhalt, die nach dem ADAMS-Identitätsstatus-Fragebogen einem Identitätsstatus zugeordnet wurden, beantworteten Skalen zur Einschätzung ihrer momentanen Belastungsituation, zu Copingstrategien und zum Wohlbefinden.
Die Ergebnisse zeigen, dass Ost-West-Unterschiede im Identitätsstatus-Profil über alle Bereiche hinweg zu erkennen sind. Besonders im ideologischen Bereich wird deutlich, daß Ostdeutsche prozentual häufiger als diffus kategorisiert sind. Bezüglich des interpersonalen Bereichs sind Ostdeutsche prozentual häufiger dem Moratorium und Westdeutsche häufiger dem Zustand erarbeiteter Identität zuzuteilen. Personen im Moratorium sehen ihre momentane Situation am negativsten. Sie sind am unzufriedensten mit ihrer persönlichen Lebenssituation, ihrer seelischen Gesundheit und ihrem Selbstwert. Demgegenüber beurteilen Probanden mit erarbeiteter Identität ihre Lebenssituation am positivsten und geben hohe Wohlbefindenswerte an. Im Status der Diffusion werden Wohlbefindenswerte ebenfalls relativ hoch eingeschätzt. Daraus kann man folgern, dass Moratorium und Diffusion unter Bedingungen raschen sozialen Wandels durchaus adaptive Identitätsstrategien implizieren. Bezüglich der Copingstrategien ergeben sich aber keine signifikanten Unterschiede als Funktion des Identitätsstatus.
Insgesamt sprechen die Ergebnisse dafür, das Identitätsstatuskonzept als Moderatorvariable bei der Bewältigung gesellschaftlicher Transformationsanforderungen zu betrachten.

Poster in der Gruppe Entwicklung, Mittwoch, 31. März 1999, 17:00-19:00, Foyer 2. Stock

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