Der Einfluß von unbunten Flächenbegrenzungen auf die ästhetische Bewertung von Farbkombinationen

Bettina Laugwitz

Universität Mannheim
Allgemeine Psychologie, EO 266, 68131 Mannheim
E-Mail: Laugwitz@psychologie.uni-mannheim.de

Kombinationen aus sehr ähnlichen Farben gefallen Personen weniger gut als einfarbige Flächen, sofern sich die Farben in Bezug auf Farbton oder Sättigung unterscheiden (Laugwitz & Irtel, 1997). Dies kann im Sinne von Martindales (1984) Theorie der Ästhetik als Effekt der lateralen Inhibition im kognitiven Netzwerk interpretiert werden, im Sinne der Perceptual Fluency-Hypothese (Reber, Winkielman & Schwarz, 1998) als Folge der erschwerten Wahrnehmung der Kante. Wenn die Kanten der Farbflächen verstärkt werden, etwa durch unbunte Konturen, sind die Flächen leichter unterscheidbar. Dies könnte zu einer positiveren Bewertung von Farbkombinationen führen, da die Hemmung durch die ähnlichen Farben bzw. die Unsicherheit der Kantenerkennung reduziert wird.
In einem computergesteuerten Experiment bewerteten 18 Versuchspersonen insgesamt 64 verschiedene Farbkombinationen je zweimal. Variiert wurde u.a., in welchem Farbmerkmal (Farbton, Helligkeit, Sättigung) und in welchem Ausmaß sich die Farben unterschieden, und das Vorhandensein bzw. die Farbe der Begrenzung der Farbfelder (keine, graue, schwarze, weiße Kontur).
Eine Varianzanalyse für Meßwiederholungsdesigns und nachfolgende t-Tests ergaben je nach variiertem Farbmerkmal signifikant unterschiedliche Bewertungen, wobei Kombinationen aus verschieden hellen Farben deutlich bevorzugt wurden. Außerdem erhöhen schwarze und weiße Konturen die Bewertung aller Kombinationen, während eine graue Kontur mittlerer Helligkeit keinen Einfluß hat.
Die Ergebnisse weisen darauf hin, daß Helligkeitskontrast sich positiv auf die ästhetische Bewertung von Farbkombinationen auswirkt. Wenn er nicht zwischen den Farben selbst realisiert ist, kann er durch weiße oder schwarze Konturen eingeführt werden. Die Befunde stehen im Einklang mit der Perceptual Fluency-Hypothese, allerdings nicht mit den Vorhersagen aus der Theorie Martindales.

Referat in der Gruppe Wahrnehmung und Psychophysik, Dienstag, 30. März 1999, 11:30, HS 21

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