Kann die MMN nicht nur auf veränderte auditive Reize, sondern auch auf Reizwiederholungen ausgelöst werden?

Christian Wolff & Erich Schröger

Institut für Psychologie, Ludwig-Maximilians-Universität München
Leopoldstr. 13, 80802 München
E-Mail: wolffch@mip.paed.uni-muenchen.de

Es wurde der Frage nachgegangen, ob die Mismatch Negativity (MMN; veränderungssensitive Komponente des ereigniskorrelierten Potentials), die üblicherweise auf seltene, gegenüber einem Standardreiz in einer Dimension (z.B. Frequenz) veränderte Reize auftritt, auch auf Reizwiederholungen auftreten kann.
12 Vpn wurden Sinustöne (SOA = 160ms; Reizdauer = 60ms) mit 5 verschiedenen Frequenzen (von 700-1100Hz in 100Hz-Schritten) als gleichwahrscheinliche Reize binaural dargeboten. Meistens ging einem Ton (Standard), ein anderer Ton voraus, selten ging einem Reiz (Veränderung1; p=.125) der gleiche Reiz voraus, und noch seltener gingen einem Ton (Veränderung2; p=.0125) zwei gleiche Töne voraus. Im ersten Experimentalteil sollten alle Reize ignoriert werden (Lesebedingung), im zweiten Teil sollten die Veränderung2-Reize gezählt werden (Zählbedingung).
In beiden Bedingungen wurden von beiden Devianten MMNs evoziert, wobei die Gipfelamplituden proportional zum Grad der Aufmerksamkeit und umgekehrt proportional zur Auftretenswahrscheinlichkeit der Veränderungen waren. In der Zählbedingung lösten beide Veränderungen zusätzlich eine N2b aus, Veränderung2 zudem eine P3a.
Die Auslösung von MMN, weist auf eine vor-bewußte Veränderungsregistrierung hin, N2b und P3a weisen hingegen auf eine bewußte Veränderungsregistrierung hin. Im Gegensatz zu einem normalen MMN-Experiment, wo ein veränderter Reiz eine MMN auslöst, löste hier die Wiederholung desselben Reizes eine MMN aus. Eine (akustische) Standardumgebung muß also nicht aus nur einem Reiz bestehen, sondern kann auch in einem dauernden Reizwechsel bestehen. Eine konstante Reizumgebung wird dann zur Abweichung von der Standardumgebung. Es ist zu vermuten, daß die Auslösung von MMN in dieser Situation daran gebunden ist, daß sich zwei aufeinanderfolgende Töne im gleichen "temporal-window-of-integration" (ca. 150-170ms) befinden.

Poster in der Gruppe Wahrnehmung und Aufmerksamkeit I, Montag, 29. März 1999, 17:00-19:00, Foyer 2. Stock

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