Das Zwei-Stufen-Modell der Handlungssteuerung: Ein assoziativer Ansatz zum Erwerb von Handlungs-Effekt-Wissen

Birgit Elsner & Bernhard Hommel

Max-Planck-Institut für psychologische Forschung
Leopoldstr. 24, 80802 München
E-Mail: elsner@mpipf-muenchen.mpg.de

Ausgehend von einem Zwei-Stufen-Modell der Handlungssteuerung vermuten wir, daß die Fähigkeit zur Ausführung zielgerichteter Handlungen in einem zweistufigen Lernprozeß erworben wird: In Stufe 1 werden Bewegungen eher zufällig durch eine Aktivierung motorischer Strukturen ausgeführt. Da der Handelnde noch nicht weiß, zu welchen Umwelt-Veränderungen die Bewegung führt, werden alle wahrnehmbaren Ereignisse registriert. Tritt nach Ausführung einer Bewegung immer wieder dasselbe Ereignis auf, werden die bewegungssteuernde motorische Struktur und das sensorische Feedback assoziiert. In Stufe 2 kann die so entstandene moto-sensorische Repräsentation für die Steuerung einer zielgerichteten Handlung verwendet werden: Durch die Antizipation eines angestrebten Ereignisses wird die Handlungsrepräsentation, und damit auch die enthaltene motorische Struktur, aktiviert. Damit führt die Antizipation eines Handlungsziels zu einer Aktivierung derjenigen Bewegung, nach der der angestrebte Zielzustand bevorzugt auftrat.
In zwei Experimenten wurde zunächst in einer Erwerbsphase die Plausibilität der Zuordnung oder aber der zeitliche Abstand zwischen einer ausgeführten Bewegung und einem nachfolgenden Effekt variiert. In einer anschließenden Testphase wurden dann die erlernten Effekte vor einer Wahlreaktion präsentiert. Wenn Probanden vor der Ausführung der Reaktion ein Ereignis wahrnehmen, das sie als Effekt eben dieser Bewegung erlernt haben, verringert sich die Reaktionszeit. Das Ausmaß der Beschleunigung werten wir als Indikator dafür, daß Handlungsrepräsentationen erworben wurden. Unsere Studien zeigen, daß die gefundenen Reaktionszeitunterschiede umso größer und damit die erworbenen Assoziationen umso stärker sind, je plausibler die Zuordnung und geringer der zeitliche Abstand zwischen Bewegung und Effekt war. Dies werten wir als Evidenz für den angenommenen assoziativen Erwerb von Wissen über Handlungen und durch sie erreichbare Effekte.

Referat in der Gruppe Psychomotorik III, Mittwoch, 31. März 1999, 11:00, HS 20

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