Sesam oeffene Dich! Wann oeffnet sich das mentale Lexikon?

Antje S. Meyer, Marianne Wissink & Bernadette Schmitt

Max Planck Institute fuer Psycholinguistik,
Postbus 310, NL-6500 AH Nijmegen, Niederlande
E-Mail: asmeyer@mpi.nl

Schmitt (1997; Schmitt, Meyer und Levelt, Cognition, im Druck) hat gezeigt, dass bei der Produktion von Pronomen die phonologische Form des Antezedenten aktiviert werden kann. Sie argumentierte fuer ein Zwei-Stufen-Modell des lexikalen Zugangs, das zwischen Zugang zum Lemma (syntaktischer Wortinformation) und zur Wortform unterscheidet. Das Lemma des Antezedenten muss bei der Pronomenauswahl selektiert werden, weil es sein grammatisches Geschlecht bestimmt. Schmitt schlug vor, dass die beobachtete Aktivierung der phonologischen Form eine Folge automatischer Aktivierungsausbreitung vom Lemma aus ist.
Schmitts Argumentation legt nahe, dass Lemmas selektiert werden, weil grammatische Information erforderlich ist. Eine Alternativhypothese ist, dass die Aktivierung und Selektion des Lemmas und die Aktivierung der Wortform eine Folge der langdauernden Bilddarbietung sind. Wir haben diese Hypothese in Experimenten getestet, in denen die Teilnehmer Bilder betrachteten, waehrend sie gehoerte Woerter nachsprachen. Diese Woerter waren den Bildnamen semantisch oder phonologisch aehnlich oder unaehnlich. Im ersten Experiment wurden keine systematischen Effekte der phonologischen oder semantischen Aehnlichkeit gefunden. Im zweiten Experiment mussten die Teilnehmer den zum gesprochenen Nomen passenden bestimmten Artikel bestimmen und dann Artikel und Nomen aussprechen. Nun wurden semantische Erleichterung und phonologische Hemmung gefunden. Wir werden darstellen, wie diese Befunde in einem Modell des lexikalischen Zugangs erklaert werden koennen. Die wichtigste Schlussfolgerung aus diesen Experimenten ist aber, dass semantische und phonologische Information beim einfachen Betrachten eines Bildes zugaenglich werden koennen, und dass der von Schmitt beobachtete phonologische Effekt nicht so sehr als Folge der Pronominalisierung als des Bildbetrachtens anzusehen ist.

Poster in der Gruppe DFG-Schwerpunkt Sprachproduktion, Mittwoch, 31. März 1999, 17:00-19:00, Foyer 2. Stock

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