Worin sich 'begeistern' und 'bewundern' unterscheiden: Thematische Rollen, Kausalattribution und implizite Verbkausalitaet bei psychischen Verben

Holden Haertl

Institut für Anglistik, Universitaet Leipzig
Bruehl 34-50, 04109 Leipzig
E-Mail: haertel@rz.uni-leipzig.de

Psychische Verben liefern systematisch implizite Informationen darueber, welcher der beiden im Verbkomplex bezeichneten Interaktionspartner das entsprechende Ereignis verursacht hat. Studien zeigen, dass in ca. 90% von Saetzen wie 'Maria bewundert Hans' kausale Attribute dem Traeger der STIMULUS-Rolle ('Hans') - also dem Verursacher des psychischen Zustands des EXPERIENCERS - zugeschrieben werden. Hinsichtlich dieser Konstellation hinterfragt die vorliegende Studie aus Sicht eines modularen Modells der Sprachproduktion, i.) ob Unterschiede zwischen EXPERIENCER-STIMULUS-Verben ('bewundern', STIMULUS in Subjektposition) und STIMULUS-EXPERIENCER-Verben ('begeistern', STIMULUS in Objektposition) bestehen und ii.) ob die Belebtheit der STIMULUS-Entitaet hier Einfluss ausuebt.
Es wurden zwei Fragebogenstudien mit einer 'forced choice'-Aufgabe zur Zuordnung kausaler Nebensaetze mit 'weil' zu einem der beiden Interaktionspartner durchgefuehrt. Variiert wurden Belebtheit des STIMULUS sowie Verbgruppe (E-S/S-E-Verb). Der kausale Nebensatz ist jeweils beiden Interaktionspartnern zuordenbar.
Die statistische Analyse zeigt, dass die Kausalattribution weniger haeufig an STIMULUS-Entitaeten erfolgt, als es sich in anderen Studien zeigte. Ausserdem wurde ein signifikanter Effekt fuer eine Interaktion der Faktoren BELEBTHEIT und VERBKLASSE ermittelt: Der kausale Nebensatz wurde bei S-E-Verben haeufiger einem unbelebten STIMULUS zugeordnet als einem belebten. Ein umgekehrtes Bild ergibt sich bei E-S-Verben.
Es laesst sich schliessen, dass sich die beiden Verbgruppen hinsichtlich ihrer thematischen Rollen unterscheiden. Das Ergebnis kann nicht mittels der klassischen Informationsmuster 'Kovariation' und 'Balanciertheit' fuer die Interaktionspartner erklaert werden sondern wird auf unterschiedliche ereignisstrukturelle Eigenschaften beider Verbgruppen zurueckgefuehrt: So koennen S-E-Verben neben Zustaenden auch Aktivitaeten bezeichnen, wobei die STIMULUS-Entitaet als (belebter) AGENT konzeptualisiert ist. Bei E-S-Verben hingegen ist dies eher mit unbelebtem STIMULUS moeglich, wobei der EXPERIENCER als AGENT auftritt.

Poster in der Gruppe DFG-Schwerpunkt Sprachproduktion, Mittwoch, 31. März 1999, 17:00-19:00, Foyer 2. Stock

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