Morphologische Verwandtschaft und Sprachproduktion

Petra Dohmes, Jens Boelte & Pienie Zwitserlood

Psychologisches Institut II, WWU Muenster
Fliednerstrasse 21, 48149 Muenster
E-Mail: dohmes@psy.uni-muenster.de

Wie ist morphologische Verwandtschaft in den fuer die Sprachproduktion relevanten Wissensstrukturen gespeichert? Im "Full listing Modell" (Butterworth, 1983) sind alle Wortformen als separate Eintraege im mentalen Lexikon gespeichert. Nach Levelt (1989) enthaelt der Wortformspeicher morphologisch dekomponierte Eintraege, wobei moeglicherweise Unterschiede zwischen morphologischen Klassen (Flektion, Derivation, Zusammenstellung) bestehen. Obwohl bisherige Befunde aus Versprechern normaler und aphasischer Sprecher auf dekomponierte Formeintraege beim Sprechen hindeuten, ist es oft schwierig, Effekte morphologischer Verwandtschaft von Effekten phonologischer oder semantischer Verwandtschaft zu trennen. Um dieses zu leisten, wurden vier Naming-Experimente durchgefuehrt. Verwendet wurden zwei Priming-Varianten: a) die Bild-Wort-Methode, bei der Paare von Woertern (Vorreiz) und Bildern (Zielreiz) mit geringem zeitlichen Abstand (SOA= -106 ms) zueinander dargeboten werden. Die Versuchspersonen sollen hierbei nur auf die Bilder mit einer Sprechantwort reagieren; b) das verzoegerte Priming, bei dem Vorreiz und Zielreiz durch 7-10 nicht-verwandte Reize zeitlich voneinander getrennt werden. Die Versuchspersonen benennen sowohl die Woerter als auch die Bilder. Variiert wird in beiden Priming-Varianten die Beziehung zwischen dem Wort und dem Bildnamen. Diese Beziehung kann entweder morphologisch (Blume-Blumen), phonologisch (Bluse-Blumen) oder semantisch (Nelke-Blumen) sein. In der Kontrollbedingung sind Vor- und Zielreiz vollstaendig unaehnlich (Waffel-Blumen). Morphologische Erleichterungseffekte fanden sich in beiden Priming-Varianten, waehrend Effekte der phonologischen oder semantischen Verwandtschaft nur beim unmittelbaren Priming in Form von phonologischer Bahnung bzw. semantischer Hemmung auftraten. Das hier angewendete Verfahren des verzoegerten Primings kann somit fuer morphologische Fragestellungen in der Sprachproduktionsforschung erfolgreich eingesetzt werden.

Poster in der Gruppe DFG-Schwerpunkt Sprachproduktion, Mittwoch, 31. März 1999, 17:00-19:00, Foyer 2. Stock

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