Eine verminderte Ansprechbarkeit des serotonergen Transmittersystems, gemessen mit den Hormonreaktionen Prolaktin (P) und Cortisol (C), charakterisiert in der Psychiatrie sowohl depressive als Patienten mit Impulskontrollstörungen. Bei Gesunden zeigt sich allerdings, daß die C- und P-Antwort bei denselben Individuen nicht gleich deutlich sind. Daher ergab sich die Frage, ob Responderkonfigurationen von P- und C-Antworten nach Stimulation der Serotoninfreisetzung durch d-Fenfluramin (d-fen) bei unterschiedlichen Persönlichkeitstypen auftreten.
40 männlichen Probanden, welche im balancierten cross-over-Vesuch 15 mg d-fen oder Placebo erhielten, wurde aus liegender Braunüle Blut zur Bestimmung von C und P entnommen, und aus den median-dichotomisierten Reaktionswerten (+/-) wurden verschiedene Methoden der Responderklassifikation erprobt. Diese wurden zu fünf Persönlichkeitsfaktoren (Depressivität, motorische und kognitive Impulsivität, Aggression und soziale Orientierung) in Beziehung gesetzt, die aus serotoninrelevanten Persönlichkeitsdimensionen gewonnen worden waren.
Varianzanalysen zwischen den vier Respondertypen zeigten, daß eine verminderte P- und hohe C-Antwort (C+/P-) mit extremer motorischer, geringer kognitiver Impulsivität und besonders niedriger neurotischer Aggression verbunden war. Gruppe C-P- zeigte eher ein Muster von Psychopathen (geringe soziale Orientierung), C+P+ war die am besten angepaßte Gruppe.
Die Untersuchung belegt a) die Extrapolierbarkeit psychiatrischer Hormonreagibilität in den Normalbereich und b) die Bedeutung der kombinierten Responderklassifikation, die auf Differenzen der Persönlichkeitsgruppen in der Rezeptoransprechbarkeit hinweist.
Referat in der Gruppe Psychopharmakologie/ -endokrinologie, Mittwoch, 31. März 1999, 15:00, HS 15
