Messung und Beeinflussung impliziter Stereotypen

Nadine Bauer, Natalie Paulig, Claudia Pöhlmann & Karoline Schmidthals

Institut für Psychologie, Technische Universität Berlin
Alt-Moabit 82d, 10555 Berlin
E-Mail: nabafigb@linux.zrz.tu-berlin.de

Ausgangspunkt der vorliegenden Arbeit ist der von Greenwald(1998) entwickelte Implicit Association Test (IAT), mit welchem in diesem Feldexperiment der implizite Stereotyopisierungseffekt bei Ost- und Westdeutschen nachgewiesen werden sollte. Dieser Effekt sollte durch experimentell induzierte Selbstkategorisierung beeinflußbar sein.
Die Aufgabe der Versuchspersonen bestand darin, am Computer Städtenamen als ost- und westdeutsche sowie Adjektive als positiv oder negativ zu kategorisieren. In zwei weiteren Durchgängen wurden beide Kategorisierungsaufgaben so miteinander kombiniert, daß dieselbe Taste einmal für westdeutsche Städte und simultan für positive Begriffe benutzt wurde (west/positiv) und ein anderes mal für Weststädte und negative Begriffe benutzt werden mußte (west/negativ). Probanden können diese Aufgabe schneller ausführen, wenn die Valenz der beiden Kategorien einer Taste für sie übereinstimmen, als wenn sie inkompatibel sind. Vermutet wurde, daß Ost- und Westdeutsche jeweils die Kategorie, der sie selbst angehören, implizit positiver bewerten als die Fremdkategorie.
Weiter sollten Probanden eigene Gemeinsamkeiten zu Ost- bzw. Westdeutschen (Selbstkategorisierung Ost/West), Gemeinsamkeiten zu Stadt- bzw. Landbewohnern (Kontrollgruppe) oder Unterschiede zu Ost- bzw. Westdeutschen (Dissoziierung von Ost/West) benennen.
Der IAT zeigte hoch signifikante Unterschiede in den Latenzen zwischen Ost- und Westdeutschen. Die experimentelle Manipulation hatte einen Einfluß auf den IAT-Effekt, jedoch unterschieden sich Ost- und Westdeutsche in ihren Mittelwertsmustern.
Die gefundene Stereotypisierung kann man für Westdeutsche verstärken, indem man sie vorher dazu anregt, sich der Gruppe der Westdeutschen zugehörig zu fühlen. Bei Ostdeutschen hingegen führt die Identifikation mit der eigenen Gruppe dazu, daß der Effekt geringer wird, sie also weniger stereotypisieren.

Referat in der Gruppe Soziale Kognition: Kategorisierung und Gruppenprozesse I, Montag, 29. März 1999, 10:30, HS 18

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