Psychophysiologische Reaktionen auf eklige Bilder

Rudolf Stark, Anne Schienle & Dieter Vaitl

Klinische und Physiologische Abteilung, Fachbereichs Psychologie,
Justus Liebig Universität Gießen Otto-Behaghel-Str. 10, 35394 Gießen
E-Mail: Rudolf.Stark@psychol.uni-giessen.de

Die Erforschung des Ekels gewinnt in den letzten Jahren an Bedeutung, da Ekel zunehmend mit verschiedenen Psychopathologien in Verbindung gebracht wird (z. B. Blut,- und Injektionsphobie, Waschzwänge). Nach Fragebogenergebnissen lassen sich Auslöser von Ekel verschiedenen Kategorien (Körperprodukte, Tod, bestimmte Tiere, Hygiene, Nahrungsmittel und Verletzungen) zuordnen. In einem Experiment fragten wir uns, ob sich diese Kategorien auch in Unterschieden der psychophysiologischen Reaktionen wiederfinden ließen. Darüber hinaus suchten wir nach physiologischen Korrelaten des subjektiven Ekels.
Wir untersuchten 24 Männer und 23 Frauen (Mittelwert: 26.4 ( 4.4 Jahre), die neben neutralem Bildmaterial Ekelbilder aus verschiedenen Kategorien für jeweils 8 s betrachteten. Gemessen wurde die elektrodermale Aktivität, die Herzperiode und die Aktivität des ‚Lippenhebers' (levator labii). Außerdem beurteilten die Probanden die Bilder auf einer Ekeldimension, sowie ihr Erleben auf den Dimensionen Valenz, Erregung und Dominanz. Die Befunde zeigen, daß die physiologischen Reaktionen der verschiedenen Ekelkategorien nur eingeschränkt miteinander verglichen werden können, da die Bilder sich stark in ihrer Erregungsintensität unterscheiden. Korreliert man die physiologischen Maße mit dem berichteten Ekel über alle Bilder, so findet sich ein signifikanter Zusammenhang zwischen erlebtem Ekel und EDA (r=0.64) und der Muskelaktivität (r=0.71). Untersucht man diese Korrelationen für Männer und Frauen getrennt, so zeigt sich, daß die signifikante Korrelation zwischen der mimischen Reaktion und dem berichteten Ekel auf die Frauen in der Stichprobe zurückzuführen ist (Korrelation EMG mit Ekelrating: Frauen r= 0.81; Männer r=0.25). Um mögliche Unterschiede in den physiologischen Reaktionen zwischen den Ekelkategorien aufzudecken, ist zusätzliches Bildmaterial notwendig, daß Erregungsunterschiede zwischen den Bildkategorien vermeidet.

Referat in der Gruppe Emotion, Dienstag, 30. März 1999, 16:30, HS 22

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