Raumkognition: Evidenz für die Integration handlungsrelevanter Information.

L. Knuf, J. Gehrke & B. Hommel.

Max Planck Institut fuer Psychologische Forschung.
Leopoldstrasse 24, 80802 Muenchen
E-Mail: knuf@mpipf-muenchen.mpg.de, gehrke@mpipf-muenchen.mpg.de, hommel@mpipf-muenchen.mpg.de

Die Bedeutung der Verarbeitung und Speicherung räumlicher Information für die Planung und Durchführung selbst einfachster Tätigkeiten ist offenkundig. Weitgehend unklar ist, welche räumliche Information in einer bestimmten Situation überhaupt verarbeitet wird bzw. von welchen Bedingungen die räumliche Kodierung abhängt.
Mit unseren Experimenten versuchen wir, die Bedingungen räumlicher Kodierung in Wahrnehmung und Gedächtnis anhand von landkartenartigen Reizanordnungen (Häuser eines imaginären Dorfes) zu untersuchen. Die Vpn geben Urteile über räumliche und nicht-räumliche Eigenschaften der Reizelemente ab, wobei die Anordnung sichtbar (Wahrnehmungsbedingung) oder unsichtbar (Gedächtnisbedingung) sein kann. Unterschiedliche Urteilsgeschwindigkeiten liefern Aufschluß über die perzeptive bzw. gedächtnismäßige Strukturierung der verfügbaren bzw. erinnerten Information.
In einer Reihe derartiger Untersuchungen konnten wir zeigen, daß exogene Faktoren (Farbe und Form) eine kognitive Strukturierung bewirken: Distanzurteile innerhalb eines Clusters (Reizelemente, die hinsichtlich eines Attributes identisch waren) wurden z.B. schneller abgegeben als solche zwischen unterschiedlichen Merkmalsclustern. Die gefundenen Performanzvorteile sprechen für eine kognitive Strukturierung räumlicher Information, und zwar sowohl unter Wahrnehmungs- als auch unter Gedächtnisbedingungen.
Die zu berichtenden Experimente erweitern diese Befunde in Bezug auf endogene Faktoren und zeigen, daß auch Handlungen einen Einfluß auf die Kodierung räumlicher Information haben. Werden einer Gruppe von Reizelementen z.B. mehr oder weniger komplexe Handlungen funktional zugeordnet, finden sich wiederum Indikatoren für eine kognitive Clusterung. Handlungsbezogene Information wird demnach in die mentale Raumrepräsentation integriert, allerdings nicht beliebig: Gruppierungseffekte wurden nur im Zusammenhang mit objektbezogenen Handlungen (Haustür öffnen), aber nicht bei objektfremden Handlungen (Wetterbericht lesen) beobachtet.

Referat in der Gruppe Raumkognition, Dienstag, 30. März 1999, 18:00, HS 15

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